29. September 2012

Die drei Fragezeichen - Die sieben Tore

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Inhalt:

Justus Jonas wird auf das abgelegene Anwesen des reichen Mr. Carter gerufen. Als der eigenbrötlerische Mann sieht, wie jung Justus ist, will er ihn zunächst nicht mit seinem Fall beauftragen. Da es für Justus jedoch zu spät ist, mit dem Bus zurückzufahren, bleibt er über Nacht. Widerwillig erklärt ihm Mr. Carter auf sein Drängen hin den Auftrag: Justus soll die "sieben Tore" auf dem Grundstück finden, mehr will Mr. Carter nicht sagen.

Bei seiner nächtlichen Erkundung auf dem Gelände trifft Justus auf den Gärtner. Von ihm erfährt er, dass Mr. Carter vor einem halben Jahr einen schweren Autounfall hatte und wochenlang im Koma lag. Dabei verlor er auch die Erinnerung an die letzten neun Monate vor dem Unfall. Seitdem ist er verzweifelt auf der Suche nach einem Weg, sein Gedächtnis an diese Zeit wiederzufinden. Ein Brief soll ihn vor Kurzem besonders verstört haben.

Als Justus Mr. Carter am nächsten Vormittag mit diesen Informationen konfrontiert, zeigt er ihm den Brief. Ein Unbekannter fordert Mr. Carter darin auf, nach den "sieben Toren" zu suchen, wenn er sein Gedächtnis wiedererlangen will. Später am Tag stoßen Peter und Bob hinzu. Gemeinsam suchen sie das gesamte Haus ab, um das Rätsel der sieben Tore zu lösen, Mr. Carter seine Erinnerungen wiederzugeben und herauszufinden, wer der anonyme Briefeschreiber ist. Nicht nur, dass sie sehr wenige Hinweise haben, sie treffen auch Mr. Carters Freundin Enid, die sie überreden will, die Suche aufzugeben ...

Hinter welchem Tor steckt die Erinnerung?

Back to the roots heißt es in dieser Folge für die drei Fragezeichen, denn die Episode vereint nahezu alles, was man von den Klassikern kennt: Einen undurchschaubaren Auftraggeber, ein unheimliches Anwesen und ein Rätsel, das gelöst werden muss.

~ Spannendes Rätselraten ~

Über der ganzen Handlung schwebt eine leicht düstere und durch und durch geheimnisvolle Atmosphäre. Das liegt vor allem an Mr. Carters riesigem, verwinkeltem Anwesen und an seinem zurückhaltenden Charakter. Mr. Carter ist ein Nachtmensch, er hasst laute Geräusche, ist nach seinem Unfall immer noch abgemagert wie eine Vogelscheuche und gibt kaum eine Information freiwillig preis. Natürlich fehlt auch nicht der unheimliche Butler, der die Angewohnheit hat, wie aus dem Nichts aufzutauchen und die drei Fragezeichen gehörig zu erschrecken. Mr. Carters Charakter ist schwer zu beurteilen und daher auch die Frage, was er womöglich zu verbergen hat. Sein Privatleben schottet er vor der Außenwelt ab, sodass die drei Jungs erst ganz allmählich hinter dunkle Geheimnisse aus seiner Vergangenheit stoßen.

Gleichzeitig ist das Hörspiel auch einfühlsam und etwas bewegend aufgrund Mr. Carters Schicksal. Nicht nur, dass er nach seinem Unfall mühsam wieder laufen lernen musste, auch die neun Monate Gedächtnisverlust setzen ihm zu. Den Berichten von Freunden über die damalige Zeit traut er nicht, und um nicht noch mehr verwirrt zu werden, hat er alle alten Angestellten entlassen und seinen Hausrat im Keller eingelagert, um unbefangen nach seinen Erinnerungen suchen zu können. Selbst seine Freundin Enid stößt auf taube Ohren mit ihrem Rat, die Vergangenheit ruhen zu lassen; lieber ist Mr. Carter bereit, ein unstetes Leben zu führen, als aufzugeben. Nach und nach stoßen die drei Detektive bei ihren Nachforschungen auch auf Anhaltspunkte, die auf ein düsteres Geheimnis in Carters Vergangenheit hindeuten, und man darf gespannt sein, was dies mit seinem Gedächtnisverlust zu tun hat. Auch an einem dramatischen und gefährlichen Finale mangelt es nicht, allerdings ist es keine Actionfolge. Es dominiert der Charakter einer dunklen Atmosphäre mit eher unterschwelliger Bedrohung.

Erfreulich an der Geschichte ist außerdem, dass der Hörer bei den Ermittlungen mitraten kann. Das Rätsel der "sieben Tore" wird erst kurz vor Schluss gelöst, und bis dahin kann man seine grauen Zellen anstrengen, was es mit dieser Botschaft wohl auf sich hat. Es ist nicht zu offensichtlich, aber auch nicht so schwer, dass man den drei Detektiven nicht zuvorkommen könnte. Das erinnert sehr positiv an die ersten Fälle der drei Detektive, in denen es häufig darum ging, verschlüsselte Botschaft zu interpretieren oder einen Schatz zu finden. Nebenbei ist es eine nette Abwechslung, dass sich die drei Jungs eher wenig in ihrer Zentrale aufhalten und weder Morton noch Onkel Titus, Tante Mathilda oder Kommissar Cotta, geschweige denn Skinny Norris zum Einsatz kommen.

~ Sehr gute Sprecherleistungen ~

Außer den drei Hauptsprechern, die wie üblich überzeugen, ist vor allem Claus Wilcke hervorzuheben. Er ist der ideale Sprecher für den mysteriösen Caspar Carter, den er mit rauer Stimme und bedächtiger Sprechweise perfekt verkörpert. Auf dem Hörspielsektor kennt man ihn vor allem als König Julius aus der Kindergruselreihe "Hui Buh". Kurz nach Fertigstellung dieses Hörspiels verstarb leider Wolf Ratjen, der hier Butler Albert übernimmt. Er tauchte in diversen Nebenrollen der Reihe auf und sprach u. a. Papa Schlumpf in der Serie "Die Schlümpfe". Auch Hans Sievers hatte schon früher einige Auftritte bei den drei Fragezeichen, ebenso bei TKKG. Er wirkte regelmäßig als Synchronsprecher für die Rolle des Devon Miles in der TV-Serie "Knight Rider" mit.

~ Kaum Schwächen ~

Die Geschichte ist so gut inszeniert, dass man kaum etwas daran bemängeln kann. Etwas übertrieben ist das Ende gestaltet, Mr. Carters abschließenden Worten hätte ein bisschen weniger Pathos gutgetan. Zudem stört seine extreme Überraschung darüber, dass Justus so gut informiert ist über ihn und nicht ahnt, wer ihm diese Informationen zukommen ließ - es dürfte auf der Hand liegen, dass Mr. Carters Gärtner derjenige sein musste, der ihm diese Dinge erzählte. Ohnehin wäre es noch eleganter gewesen, wenn Justus durch knifflige Recherche diese Infos erhalten hätte und nicht auf dem Silbertablett serviert bekäme.

Fazit:

Eine sehr spannende und geheimnisvolle Folge mit einem düsteren Schauplatz und kniffligen Rätseln. Die drei Detektive bekommen es mit einem interessanten Auftraggeber und einem ungewöhnlichen Fall zu tun. Eine ruhige Episode mit dichter Atmosphäre, die sehr positiv an die frühen Fälle der Serie erinnert und wieder einmal mit hervorragenden Sprechern besetzt wurde.

Sprechernamen:

Justus Jonas: O. Rohrbeck
Peter Shaw: J. Wawrczeck
Bob Andrews: A. Fröhlich
Caspar Carter: C. Wilcke
Butler Albert: W. Ratjen
Gärtner: H. Sievers
Enid: J. Richter
Erzähler: Thomas Fritsch

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