29. September 2012

Benjamin Blümchen als Gespenst

Amazon
* * * * *

Inhalt:

Karla Kolumna stattet Benjamin und Otto im Zoo wieder mal einen Besuch ab. Dabei erzählt sie eine aufregende Neuigkeit: Auf Burg Eintracht hat sich ein Gespenst namens Kasimir eingenistet. Inzwischen werden dort auch Gespensterführungen abgehalten. Otto und Benjamin sind begeistert von dieser Neuigkeit und wollen das Gespenst so bald wie möglich selbst sehen.

Unterdessen gibt es auf Burg Eintracht allerdings Probleme: Kasimir stellt mit Bestürzung fest, dass er nicht mehr schweben oder durch Wände gehen kann. Er macht sich daher auf zu seinem Onkel in Schottland, der immer ein guter Ratgeber ist. Kurz darauf treffen Benjamin und Otto ein. Als sie hören, dass Kasimir vorläufig in Urlaub ist, will Benjamin unbedingt das Ersatzgespenst spielen. Der Burgverwalter Herr von Knoblauch ist einverstanden.

Die Freude wird aber schnell getrübt, als die Gebrüder Reiner und Heiner Keiner auftauchen. Die beiden Herren behaupten, dass ihnen die Burg gehören würde - und legen auch ein Schriftstück als Beweis vor. Herr von Knoblauch und die Kassiererin Frau Krause werden sofort von ihnen entlassen. Für Benjamin steht fest, dass er etwas unternehmen muss ...

Bewertung:

An Berufen hat Benjamin ja nun schon fast alles durch - warum sollte er sich dann nicht auch einmal als Gespenst probieren? Was noch lustig und für Kinder aufregend klingt, ist im Endergebnis dann aber eine allenfalls durchschnittliche Folge, die sich vor allem an die allerjüngsten Hörer im Vorschulalter richtet.

Kasimir ist mit seiner sanften, piepsigen Stimme ein durchaus niedliches kleines Gespenst. Trotzdem ist sein Auftauchen seltsam, denn normalerweise stellen Benjamin Blümchen als sprechender Elefant und die Blocksbergs als Hexen die einzigen übernatürlichen Besonderheiten von Neustadt dar. Dass es jetzt wie selbstverständlich dort auch Gespenster gibt, was keinen so recht zu wundern scheint, ist ein logischer Bruch in der Geschichte. Man bedenke etwa, wie fassungslos die Einwohner beim ersten Begegnen stets auf Bibi oder Benjamin reagieren, wie Benjamin selbst lange darauf beharrte, dass es keine Hexen geben könne, bis er Bibi schließlich mit eigenen Augen erlebte. Jetzt erwähnt Karla Kolumna beiläufig, dass seit Monaten ein Gespenst auf Burg Eintracht haust, und es wird von Otto und Benjamin ohne Zweifel hingenommen, geschweige denn, dass sie davon schon früher gehört hätten, wovon man bei einem Gespenst im Ort ausgehen sollte. Kurz gesagt, Kasimir passt nicht zu den früheren Benjaminfolgen, und es wirkt ein bisschen, als habe ein Fremdautor ohne diese Kenntnis die Folge geschrieben oder als habe der Autor eine originelle Handlung erzwingen wollen.

Aber auch wenn man davon absieht und das kleine Gespenst hinnimmt, hat die Folge Schwächen: Benjamin und Otto verhalten sich teilweise zu albern, vor allem sprechen sie mehrmals ganze Sätze gleichzeitig, und Witze wie "Wir sind ein Doppelgespenst", die von großem Gelächter begleitet werden, sind nicht besonders lustig. Wirklich schwach ist die Vorhersehbarkeit der Handlung: Anfangs ist es ja noch recht spannend, als Karla Kolumna herausfindet, dass die Verträge der unangenehmen Gebrüder Keiner tatsächlich echt sind. Wie sie dann aber schließlich von Burg Eintracht vertrieben werden, ist absolut vorhersehbar, selbst für Kinder, und auch viel zu simpel. Im Grunde wartet man die ganze Zeit auf eine Art Höhepunkt der Geschichte, die dann aber plötzlich schon wieder vorbei ist, ohne dass es einen besonderen Moment gab. Und es ist sehr phantasielos, als Lösung für das Burgproblem die allereinfachste Idee zu wählen, die sich jeder schon zu Anfang denken kann.

Ein kleiner Lichtblick sind immerhin ein Teil der Sprecher. Es ist eine der ersten Folgen mit Jürgen Kluckert als neuem Benjamin-Sprecher gewesen, da Edgar Ott leider kurz zuvor verstarb. Jürgen Kluckert hat eine entfernt ähnliche Stimme, die aber dumpfer und grollender klingt und bis heute nicht an den Charme des ursprünglichen Benjamin anknüpfen kann. Dafür aber machen Manfred Rahn und Michael Pan ihre Sache als Rainer und Heiner Keiner gut - "Keiner wie niemand", wie sie sich stets vorzustellen pflegen. Die beiden streiten sich ständig, wem wessen Teile der Burg gehören, vor allem die Zugbrücke ist ein dauerhaftes Zankthema bei ihnen, was durchaus ganz witzig anzuhören ist.

Wie schon in "Benjamin als Ritter", wo Benjamin zum ersten Mal Burg Eintracht besuchte, spricht Ingeborg Wellmann die Kassiererin Frau Krause. Leider hat Herr von Knoblauch nicht wie damals Peter Schiff als Sprecher - möglicherweise hatte sich Schiff, damals Anfang siebzig und heute fast neunzig Jahre alt, möge er noch lange leben, seinerzeit als Sprecher schon zurückgezogen - allerdings ist Hans Werner Bussinger (2009 leider verstorben) ein durchaus guter Ersatz. Bussinger tauchte regelmäßig bei Benjamin und Bibi auf, ironischerweise spielte er damals auch in "Benjamin als Ritter" mit, dort allerdings nicht als Herr von Knoblauch wie hier, sondern als Karlas alter Schulfreund Eduard Blechmann.

Fazit:


Eine unterdurchschnittliche Benjaminfolge, die nicht das halten kann, was der Titel vielleicht verspricht. Abgesehen von den überwiegend guten Sprechern und vereinzelt witzigen Momenten ist die Folge viel zu einfallslos und vorhersehbar, teilweise albern und reicht nicht an viele weitere Folgen heran.

Sprechernamen:


Benjamin Blümchen - Jürgen Kluckert
Otto - Kai Primel
Karla Kolumna - Gisela Fritsch
Frau Krause - Ingeborg Wellmann
Herr von Knobloch - Hans Werner Bussinger
Reiner Keiner - Manfred Rahn
Heiner Keiner - Michael Pan
Kasimir - Mario von Jascheroff
Erzähler - Joachim Nottke

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.