1. Juli 2012

Mädchenfänger - Jiliane Hoffman

Produktinfos:

Ausgabe: 2010
Seiten: 459
Amazon
* * * * *

Die Autorin:

Jiliane Hoffman, Jahrgang 1967, arbeitete vor ihrer Karriere als Autorin als stellvertretende Staatsanwältin in Florida. 2004 gelang ihr gleich mit ihrem Debütroman "Cupido" der internationale Durchbruch. Mit "Morpheus" folgte eine Fortsetzung und mit "Vater unser" ein weiterer Thriller, der nicht zu dieser Reihe gehört.

Inhalt:

Die dreizehnjährige Elaine, genannt Lainey, fühlt sich von ihrem kleinen Bruder genervt, von ihrer Mutter unverstanden und dem Stiefvater geht sie erst recht aus dem Weg. Seit ihrem Umzug und der neuen Schule hat sie auch kaum noch Kontakt zu ihren alten Freundinnen. In ihrer Einsamkeit flüchtet sie sich ins Internet. Eines Nachmittags gibt sie vor, sich mit einer Freundin treffen zu wollen - und kehrt nicht mehr zurück.

Für die Polizei deutet zunächst alles auf eine gewöhnliche Ausreißerin hin. Special Agent Bobby Dees aber bleibt misstrauisch, nicht zuletzt auch, weil seine eigene Tochter Katy vor einem Jahr spurlos verschwand. Sie untersuchen Laineys Computer und stoßen auf ihren MySpace-Freund Zack - Kapitän seiner Football-Mannschaft, athletischer Körper, umwerfendes Lächeln. Am Tag ihres Verschwindens wollten sich die beiden zum ersten Mal treffen. Der echte Zack allerdings hat ein Alibi und kennt Lainy überhaupt nicht.

Dann geht ein anonymer Brief ein, der die Ermittler zur Leiche eines jungen Mädchens führt. Es ist nicht Lainy, aber eine der vielen angeblichen Ausreißerinnen, die in den letzten Monaten verschwunden sind. Offenbar ist ein Serientäter am Werk, der sich im Internet als attraktiver Teenager Zack getarnt seine Opfer unter jungen Mädchen sucht. Die Zeit drängt, für Lainy und womöglich noch für andere Mädchen ...

Bewertung:

Romane über Mädchenmörder verlieren nie an Brisanz und Nachfrage, egal wie viele es davon schon gibt. Jiliane Hoffman greift in ihrem Werk auf bewährte Zutaten zurück: Verschwundene Mädchen, falsche Identitäten, Internetflirts, ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen Täter und Ermittlern. Abwechselnd verfolgt der Leser das Schicksal der entführten Lainey und die Polizeiarbeit.

Im Zentrum steht dabei der Ermittler Bobby Des, der besonders stark in die Geschichte involviert ist - seine Tochter Katy ist genauso vermisst, ohne dass man je beweisen konnte, dass sie entführt wurde. Bobby kämpft nicht nur darum, Lainey wiederzufinden, sondern will damit auch gutmachen, was er bei seiner Tochter vielleicht versäumte - Lainey soll stellvertretend für sie wieder nach Hause kommen und die Chance erhalten, ihre familiären Probleme zu klären. Bobbys Ehe steht auf Messers Schneide, zum einen wegen der verschwundenen Tochter und den Vorwürfen, die sich beide Partner selbst machen und zum anderen wegen seines unermüdlichen Einsatzes. Der Beziehungsteil wird aber glücklicherweise nicht zu stark fokussiert und stört die Thrillerhandlung nicht. Bobby Dees ist sympathisch, nicht zu heldenhaft und als zentrale Figur gut geeignet, jemand, dem man gerne Erfolg wünscht und mit dem man instinktiv hofft, dass es gute Nachrichten zu seiner vermissten Tochter gibt.

Immer wieder kehrt die Handlung zu Lainey in ihrem Verlies zurück. Der Leser erlebt eindrücklich ihre Ängste und fühlt sich mit dem Mädchen verbunden. Der Täter wiederum geht ausgesprochen perfide vor, er kommuniziert mit der Polizei mittels grausamer Gemälde, auf denen seine Opfer zu sehen sind. Die Räumlichkeiten geben Hinweise auf den Ort frei, sodass die toten Opfer wenig später gefunden werden. Es ist ein Wettlauf mit der Zeit, denn eine ganze Reihe von Mädchen, die den Opfern ähneln, sind in den letzten Monaten verschwunden - und möglicherweise keine Ausreißerinnen, sondern in seinen Händen. Besonders grausig ist seine Methode, den Mädchen die Augen zu entfernen - nicht post mortem. Seine Identität bleibt auch dem Leser lange Zeit geheim. Er ist aber letztlich kein ganz Unbekannter und einige Details fügen sich damit recht gut zusammen. Längen gibt in in diesem Thriller keine, für Abwechslung und dramatische Wendungen ist gesorgt.

Trotzdem ist das Werk nicht frei von Schwächen. Da ist zum einen die recht blasse Gestalt des Täters. Er geht zwar sehr geschickt und klug vor, aber er ist weit von markanten Serienmörder-Gestalten wie einem Hannibal Lecter entfernt. Das große Finale ist ein bisschen zu konstruiert, es scheint, als wolle die Autorin unbedingt so viele Überraschungen wie möglich unterbringen. Auf den letzten Seiten wird zudem noch ein großer Zufall eingebaut, der auch einen zu gewollten Beigeschmack trägt. Es ist alles in allem ein solider, lesenswerter Serienmörder-Thriller, der sich aber nicht sonderlich von zahlreichen anderen Büchern dieser Art abhebt. Originelle Zutaten vermisst man hier, aber zur Unterhaltung reicht es.

Fazit:


Ein ordentlicher Thriller über einen Mädchenmörder, der sich leicht und schnell lesen lässt. Die Hauptcharaktere sind ganz gut gelungen, wenngleich es auch Schwächen gibt, vor allem was die Figur des Mörders und ein paar konstruierte Szenen am Ende betrifft. Für Thrillerfans eine solide Lektüre.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.