7. Juli 2012

Geistermond über dem Wolfswald - Mary Stewart

Produktinfos:

Ausgabe: 1981
Seiten: 189
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Die Autorin:

Mary Stewart, geboren 1916 im englischen Durham, arbeitete zunächst als Lehrerin und Dozentin für Englisch, ehe sie ab den fünfziger Jahren vermehrt dem Schreiben widmete. Ihre Werke bewegen sich vor allem im Fantasy-, Spannungs- und Romantikbereich. Am bekanntesten ist ihre fünfteilige Merlin-Serie, die sich der Artussage widmet. Weitere Werke sind u.a. "Der Efeubaum", "Das Sternenpferd" und "Die Herrin von Thornyhold".

Inhalt:

Die Geschwister Margaret und John machen mit ihren Eltern eine Rundreise durch Deutschland und sind gerade im Schwarzwald angekommen. Während sich die Eltern auf einem Picknickplatz ein Mittagsschläfchen gönnen, sehen die Kinder einen Mann in altmodischen Kleidern, der weinend in den Wald läuft. Neugierig folgen sie ihm und entdecken ein goldenes Medaillon, das er offenbar verloren hat. Der Weg führt zu einer verfallenen Hütte, in der sie einen Wolf treffen, der aber vor ihnen flüchtet.

Verunsichert wollen die Geschwister zurück zu ihren Eltern - doch der Rastplatz ist leer. Alle Autos sind verschwunden, sogar vom Asphalt ist nichts mehr zu sehen. Als auch noch eine Reitergruppe in mittelalterlichen Kleidern auftaucht, die den Wolf jagt, glauben die Kinder endgültig, dass sie träumen müssen. Aus einem Gefühl heraus schickt Margaret die Männer auf die falsche Fährte, denn sie hat Mitleid mit dem Wolf.

In der Hütte treffen sie den traurigen Mann namens Mardian, der sich nicht nur um sie kümmert, sondern ihnen auch noch etwas Unglaubliches erzählt: Ein böser Fluch verwandelt ihn jede Nacht in den Wolf, den sie sahen. Ein Rivale will ihn dadurch von seinem einst besten Freund, dem Herzog, fernhalten, um diesen bald in Ruhe ausschalten zu können. Margaret und John wurden vorübergehend in diese mittelalterliche Welt geschickt, um den Zauber zu lösen. Die Kinder sind sofort bereit, dem netten Mardian zu helfen. Doch das Vorhaben ist gefährlich ...

Bewertung:


Irgendwo zwischen Märchen, Fantasy und Abenteuer liegt dieser Kinderroman, der seine kleinen Leser ab etwa acht Jahren in eine fremde Welt entführt. Margaret und ihr etwas älterer Bruder John sind zwei sympathische Kinder, mit denen sich die Leser sicher gern identifizieren. Sie sind mutig, hilfsbereit und stehen für das Gute, zeigen aber auch realistische Ängste und Unsicherheiten. Für sie steht außer Frage, dass sie Mardian helfen müssen, von dem Fluch befreit zu werden und insgeheim hoffen sie, dass ihnen in der scheinbaren Traumwelt nicht wirklich etwas zu stoßen kann. Das Buch plädiert für Freundschaft und Nächstenliebe, ohne moralinsauer daherzukommen und verbindet diese Lehre mit einer spannenden Geschichte.

Obwohl Mardian strenggenommen ein Werwolf ist, gibt es zumindest keinen Grusel in der Handlung - Mardian hat sich so weit unter Kontrolle, dass er stets zunächst ein Wild reißt, ehe er sich Menschen nähert, sodass die Kinder in dem Tier einen Beschützer sehen. Sein trauriges Schicksal drängt nach Erlösung und auch die Zeit wird knapp, denn der Herzog wird offenbar immer schwächer und es wird nur noch wenige Wochen dauern, ehe der böse Gegenspieler Almeric ihn ausschalten wird. Zu allem Überfluss hat der Zauberer Almeric Mardians Gestalt am Hof angenommen, sodass der Herzig nichts von der Verwandlung seines Freundes ahnt. Margaret und John kommt nun die fast unlösbare Aufgabe zu, dem Herzog irgendwie von dieser Verschwörung zu erzählen. Obwohl die Handlung märchenhaft ist, zeigt das Setting eine typisch mittelalterliche Welt. Kinder erfahren hierbei ein wenig über das Leben im 14. Jahrhundert und am Hof, von den ausgiebigen Gelagen und den damaligen Kleidern bis hin zu der niedrigen Stellung der Frau. Margaret und John schleichen sich ins Schloss ein, wo sie auf eine Gelegenheit hoffen, den Herzog in Mardians wahres Schicksal einzuweihen. Gefährlich ist nicht nur, dass der falsche Mardian sich fast immer in seiner Nähe aufhält, sondern auch, dass eine Dame der Jagdgesellschaft, die sie kurz zuvor in die falsche Richtung schickten, sich an Margaret zu erinnern scheint. Der leichte Stil ist kein Problem für Kinder im Grundschulalter, ohne dass er dabei zu simpel wirkt.

Ein paar Schwächen gibt es dennoch zu verzeichnen. Zum einen sorgen zwei Zufälle dafür, dass Margaret und John ihre Mission erleichtert wird. Margaret belauscht ein Gespräch, das ihr wichtige Informationen beschafft und John bekommt ohne großes Zutun eine gute Gelegenheit, sich dem Herzog zu nähern. Man hätte hier ruhig noch ein paar zusätzliche Hürden einbauen können, die die Ereignisse auf dem Schloss etwas hinauszögern. Zum anderen ist das Ende einfach viel zu knapp geraten. Zwar werden alle wichtigen Fragen geklärt, aber gerade für Kinder wäre es sicher wichtig, die Handlung etwas weniger abrupt zu beschließen.

Fazit:


Ein gelungener Roman, der Kinder im Grundschulalter in eine mittelalterliche Märchenwelt entführt. Die Charaktere sind überzeugend, die Handlung ist lehrreich und spannend zugleich. Kleine Schwächen trüben ein ganz klein wenig den Gesamteindruck, dennoch gibt es eine klare Empfehlung.

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