27. Juni 2012

Vertrau mir nicht - Brooke Morgan

Produktdetails:

Ausgabe: 2012
Seiten: 377
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Die Autorin:

Brooke Morgan wurde in England geboren und lebt heute mit ihrer Familie in den USA. "Befleckt" war ihr Debütroman, der gleich erfolgreich wurde. Mit "Vertrau mir nicht" legte sie einen weiteren Psychothriller vor.

Inhalt:


Nachdem ihr Mann Charlie eine Affäre begonnen hat, lässt sich Ellie scheiden. Um ein neues Leben zu beginnen, zieht sie mit dem fünfzehnjährigen Sohn Tim aus Boston ins beschauliche Bourne bei Cape Cod. Sie kauft ein kleines Cottage und freut sich auf die Idylle am Meer.

Das neue Leben hält aber auch einige Schwierigkeiten bereit. Tim ist alles andere als begeistert, von der Großstadt ins abgelegene Bourne zu ziehen. Ellie wiederum fühlt sich einsam, nachdem ihre beste Freundin an die Pazifikküste gezogen ist. Umso erfreuter ist sie über die Bekanntschaft mit Louisa, der älteren Dame, die ihr das Cottage verkauft hat, das zu ihrem markanten Herrenhaus gehört. Obwohl Louisa ihre Mutter sein könnte, ist sie geistig sehr jung geblieben und sorgt dafür, dass sich Tim und Ellie schneller im Ort einleben. Zudem pflegt Ellie eine E-Mail-Freundschaft mit David, den sie kurz vor dem Umzug als Blind Date kennen lernte und schließt auch vor Ort eine interessante neue Bekanntschaft.

Die Freude währt aber nicht lange. Zunächst wird Ellies Haus verwüstet und ein seltsamer Zettel mit den Worten "Hab dich" hinterlassen, aber nichts gestohlen. Sie redet sich ein, dass es randalierende Jugendliche gewesen sein müssen. Es folgen jedoch weitere Schikanen und bald steht fest: Jemand kennt Ellies größtes Geheimnis, ein schreckliches Ereignis, das sie seit neunzehn Jahren zu verdrängen versucht ...

Bewertung:

Nach ihrem großartigen Debütroman "Befleckt" legt Brooke Morgan hier erneut einen Psychothriller vor und die Erwartungen sind dementsprechend hoch gesteckt - und können leider nicht ganz erfüllt werden, auch wenn der Roman für Thrillerfans keine schlechter Unterhaltung ist.

Wie schon in "Befleckt" führt Morgan ihre Leser an einen beschaulichen Küstenort in Cape Cod, wieder ist es eine alleinerziehende junge Frau, die im Mittelpunkt der Handlung steht. Trotz aller Startschwierigkeiten deutet für die kleine Familie zunächst nichts darauf hin, was für schreckliche Ereignisse auf sie warten. Allmählich gewöhnen sie sich ein, Tim findet Freunde und in Lauren seine erste ernste Beziehung und nimmt es seiner Mutter schließlich nicht mehr übel, dass sie die Großstadt verlassen haben. Ellie leidet zwar noch unter der Scheidung und all den teilweise demütigenden Jahren unter ihrem Exmann, aber sie blüht in der Küstenidylle auf. Louisa wird ihr eine gute Freundin, sie schätzt die unkonventionelle ältere Dame fast wie eine Mutter. Dann bricht die Erinnerung über sie herein. Irgendjemand kennt Ellies schreckliches Geheimnis, einen unglückseligen Zwischenfall, in der sie als Siebzehnjährige ungewollt in einen tödlichen Unfall verwickelt wurde. Der Unbekannte hinterlässt Nachrichten und Gegenstände in Ellies Haus, die sie immer wieder in Panik versetzen und an den Unfall erinnern. Die Zahl derer, die von dieser Sache wissen, ist sehr klein, nicht einmal ihrem Sohn oder ihrem Exmann hat sie je davon erzählt. Ellie fühlt sich bedroht, doch die Bedrohungen sind so subtil, dass sie keine Chance sieht, dass die Polizei etwas unternehmen würde. Zu allem Überfluss überwirft sie sich mit Louisas Sohn Joe und hat schließlich ihn im Verdacht, der Verantwortliche zu sein - und damit verliert sie vorübergehend auch Louisa als Vertraute. Brooke Morgan entwickelt ein typisches Thrillerszenario, in der der Hauptfigur niemand zu glauben scheint, dass sie in Gefahr schwebt.

Es ist durchaus spannend, zu verfolgen, wie sich die Lage zuspitzt. Auch die Charaktere sind nicht schlecht, allen voran Louisa. Sie wohnt in einem skurrilen Haus, das wie ein überdimensionaler Hexenhut aussieht und gewinnt mit ihrer herzlichen, warmen Art gleich Ellies Vertrauen. Ellie wiederum ist ein durchaus sympathischer Hauptcharakter, wenngleich ihr das Markante fehlt, um irgendwie besonders zu sein. Sie ist einfach eine typische Frau, die gerade nach einem Fehlschlag ihr Leben neu aufbaut, sich mit ihrem Teenagersohn auseinander setzt und zaghaft auf der Suche nach einer neuen Liebe ist. Allerdings gibt es auch einige Schwächen, die verhindern, dass sich der Roman von anderen Werken des Genres in irgendeiner Form abhebt. Zunächst handelt Ellie nicht immer sehr nachvollziehbar. Das fängt schon damit an, dass sie sich mit ihrem Blind Date David trifft, obwohl ihr Umzug wenige Tage bevor steht und es eigentlich schon klar ist, dass eine Beziehung ausgeschlossen ist - umso seltsamer ist es, dass auch David sich auf das Date einlässt, obwohl er schon weiß, dass er bald nach London ziehen wird. Die beiden bleiben in Email-Kontakt, auch wenn der Abend eher durch Unsicherheiten geprägt war und bei keinem der Funke übergesprungen zu sein schien. Übertrieben ist, wie schnell sich Ellie dann per Email plötzlich zu David hingezogen fühlt, nachdem sie anfangs eigentlich kaum Interesse hatte.

Auch in Bezug auf Joe entwickeln sich die Dinge etwas zu hastig. Joe hat bis vor wenigen Jahren mit seiner Frau Pam in dem Cottage gelebt, das Ellie jetzt gekauft hat. Nachdem seine Frau Pam an Krebs starb, zog er weg, nimmt es seiner Mutter aber sehr übel, dass sie das Haus schließlich anderweitig verkaufte. Er hasst die neue Bewohnerin, ohne ihr je begegnet zu sein. Dann aber ergibt sich ein zufälliges Kennenlernen mit Tim, die beiden schließen schnell Freundschaft - und als Joe Ellie begegnet, entsteht auch hieraus sehr rasch eine Bindung. Das wirkt alles ein wenig überhastet und darunter leidet die Glaubwürdigkeit der Figuren. Die Auflösung am Ende kann auch nicht wirklich überzeugen. Überraschend soll das Finale sein, ist es bis zu einem gewissen Grad auch, aber der Täter wirkt etwas konstruiert. Die eigentlich interessante Idee wird für die Auflösung ein wenig verschenkt - sicher hätte man sich einen besseren Hintergrund für diese Taten ausdenken können. das alles zusammen macht das Buch nicht schlecht, aber das Endergebnis bleibt unter den Erwartungen und dem Potential zurück.

Fazit:

Ein halbwegs ordentlicher, aber alles andere als überragender Psychothriller. Das Thema ist generell interessant, die Hauptfigur nicht unsympathisch - aber insgesamt kann das Werk nicht den Vorgängerroman der Autorin heranreichen.

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