5. Juni 2012

Todeszeit - Dean Koontz

Produktinfos:

Ausgabe: 2008
Seiten: 448
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Der Autor:

Dean Koontz, geboren 1945 in Pennsylvania, gehört zu den erfolgreichsten Horrorschriftstellern Amerikas. Vor seiner Karriere arbeitete er als Lehrer und veröffentlichte zwischendurch immer wieder Kurzgeschichten und Romane, zunächst mit geringem Erfolg. Der Durchbruch gelang ihm mit "Flüstern in der Nacht", es folgten zahlreiche Bestseller, darunter Werke wie "Unheil über der Stadt", "Ort des Grauens", "Intensity", "Trauma", "Todesregen" und die Frankenstein-Trilogie.

Inhalt:

Mitch Rafferty führt ein zufriedenes Leben: Er ist mit seiner großen Liebe Holly glücklich verheiratet und liebt seinen Job als Gärtner. Alles ändert sich, als ihn ein Anruf auf der Arbeit erreicht. Ein Unbekannter erklärt, dass Holly entführt wurde. Mitch soll binnen sechzig Stunden zwei Millionen Dollar auftreiben und darf nicht die Polizei verständigen - ansonsten wird Holly sterben. Zum Beweis dafür, dass die Entführer es ernst meinen, erschießen sie gleich darauf einen Spaziergänger vor seinen Augen.

Mitch ist verzweifelt, schließlich besitzt er nur ein paar tausend Dollar Ersparnisse, was die Entführer sogar wissen. Um Holly nicht zu gefährden, verschweigt er das Verbrechen gegenüber der Polizei. Leider scheint einer der Ermittler zu ahnen, dass Mitch mehr über den Mord weiß, dessen Zeuge er wurde. Zudem haben die Verbrecher alle Vorkehrungen getroffen, um ihn im Fall von Hollys Tod als ihren Mörder darzustellen.

Während Mitch fieberhaft überlegt, wie er die Vorgabe erfüllen kann, erhält er neue Anweisungen. Offenbar besitzen die Entführer eine genaue Vorstellung davon, wie er an das Geld kommen soll. Bald stellt Mitch fest, dass er nicht nur permanent überwacht wird, sondern auch Teil eines perfiden Plans ist. Und er beschließt zurückzuschlagen ...

Bewertung:

Thriller und Horror sind die Domänen von Erfolgsautor Dean Koontz. In diesem Roman fehlen die übernatürlichen Elemente - was ihn jedoch nicht weniger beängstigend macht.

Spannung und rasanter Einstieg

Unbekannte Verbrecher entführen einen den liebsten Menschen und fordern ein utopisches Lösegeld - binnen zweieinhalb Tagen. Keine Frage, dass diese Ausgangssituation den Leser packt und er wissen will, wie Mitch Rafferty diese schier unmögliche Aufgabe bewältigt. Im Gegensatz zu Mitch scheinen die Gangster genau zu wissen, wie er an die Summe gelangen kann, ebenso wie sie offenbar sein Leben, sein Umfeld, seinen Kontostand und sein Haus in- und auswendig kennen. Nicht nur Mitch, auch der Leser fragt sich, weshalb die Forderung ausgerechnet ihn trifft, und umso überraschter ist man, als sich der Grund dafür herausstellt. Koontz spart nicht mit Wendungen, die sich gern auch mal um hundertachtzig Grad drehen und allen bisherigen Anschein zunichte machen.

Besonders quälend ist die Unsicherheit darüber, wer in Mitchs Umfeld in die Machenschaften eingeweiht ist, sodass er nicht einmal dem ermittelnden Polizeibeamten zu trauen wagt. Erfreulicherweise sind Mitchs Aktionen, mit denen er sich gegen die Gangster wehrt, kaum von Zufall geprägt; schön realistisch ist beispielsweise sein ungeschickter Umgang mit Schusswaffen. Die Handlung selbst ist geradlinig und temporeich angelegt, ohne große Abschweifungen oder Ruhepausen - eine Einladung zum zügigen Lesen und eine Aufforderung, sich in die Lage des Protagonisten zu versetzen und sich zu fragen, zu welchen Handlungen man selbst an seiner Stelle bereit wäre.

Überwiegend gelungene Charaktere

Das Interesse an einem Roman steht und fällt meist mit dem Protagonisten, und so tut Dean Koontz gut daran, ihn als sympathischen Durchschnittstypen darzustellen, der eine ideale Identifikationsfigur bietet. Leider braucht es eine Weile, bis man nähere Einzelheiten über Mitch Rafferty erfährt, die ihm das nötige Profil verleihen. Diese Differenzierung setzt erst etwa ab Seite 100 ein, als er seinen Eltern einen Besuch abstattet. Ab diesem Zeitpunkt ist Mitch nicht mehr einfach nur der Gärtner mit der geliebten Ehefrau, sondern man wird mit seiner Vergangenheit konfrontiert, einem äußerst komplizierten Familienverhältnis mit experimentierfreudigen Eltern. Daniel und Kathy Rafferty haben keine Mühen gescheut, um ihre fünf Kinder zu außergewöhnlichen Intellekten zu erziehen, was so seltsame bis grausame Methoden wie regelmäßige IQ-Tests und eine schalldichte Dunkelkammer beinhaltete und als Ergebnis bei Mitch in keiner Akademikerlaufbahn, sondern nur in einem distanzierten Eltern-Kind-Verhältnis mündete.

Holly ist der krasse Gegensatz dazu; eine nicht sehr facettenreiche, aber liebevolle Ehefrau, die angesichts ihrer Lage nie ihre Würde und ihre Hoffnung verliert. Interessant ist auch eine der Entführer-Figuren, die den Dialog mit Holly sucht und dabei einen sehr unorthodoxen Eindruck hinterlässt, der schwer einzuordnen ist.

Kleine Schwächen

Zumindest eine der Wendungen wird in der zuvor stattfindenden Handlung eindeutig zu wenig vorbereitet. Ihre Darstellung hinterlässt einen unbefriedigenden bis unrealistischen Eindruck und ist zu sehr auf Effekt ausgelegt. Ein paar geschickt versteckte Andeutungen wären hier von Vorteil gewesen. Zudem kann Koontz es offenbar nicht lassen, doch zumindest eine kurze übernatürliche Szene einzubauen, die aber einen leicht kitschigen Eindruck hinterlässt in ihrem Versuch, die übergroße Verbundenheit von Mitch und Holly zu demonstrieren.

Letztes Manko ist das sehr knapp geratene Ende. Ein Epilog von wenigen Seiten präsentiert eine Zusammenfassung der letzten Jahre, und es ärgert den Leser, wie beiläufig verschiedene Entwicklungen dort abgehandelt werden, zumal fraglich ist, wie sich einige Ereignisse offenbar in Wohlgefallen aufgelöst haben - realistischer wäre es nämlich gewesen, wenn es hier noch einige Probleme und Schwierigkeiten zu bewältigen gegeben hätte.

Fazit:

"Todeszeit" ist ein solider und vor allem temporeicher Thriller, der mit einer interessanten und zugleich erschreckenden Grundidee spielt. Der Hauptcharakter ist sympathisch und lädt zum Mitfiebern ein. Ein paar Schwächen verhindern die Erstklassigkeit des Romans, für alle Freunde des Genres ist er dennoch empfehlenswert. Aufgrund der relativ leichten Sprache auch im Original gut zu verstehen.

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