27. Juni 2012

Splitter - Sebastian Fitzek

Produktinfos:

Ausgabe: 2010
Seitenanzahl: 384
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Der Autor:

Sebastian Fitzek, Jahrgang 1971, studierte zunächst Jura und arbeitete als Chefredakteur beim Radio, ehe er 2005 als Co-Autor beim Sachbuch "Professor Udolphs Buch der Namen" mitwirkte und 2006 mit "Die Therapie" seinen ersten Thriller veröffentlichte. Seither erscheinen regelmäßig Psychothriller wie "Das Kind", "Der Seelenbrecher" und "Der Augensammler".

Inhalt:

Sechs Wochen ist es her, dass der junge Anwalt Marc Lucas bei einem Autounfall seine hochschwangere Frau Sandra und das ungeborene Kind verlor. Marc dagegen trug nur leichte Verletzungen und einen Splitter im Nackenbereich davon. Jeden Tag gibt es sich aufs neue die Schuld und schafft es nicht, seinen Lebensmut wiederzufinden.

In dieser Phase meldet sich Marc auf eine Zeitungsannonce einer psychiatrischen Klinik, die es ermöglichen will, schwere Traumata vergessen zu machen. Professor Bleibtreu erzählt ihm von einem spektakulären Projekt, das wie geschaffen für Marc ist: Wer ein unerträgliches Trauma erlitten hat, kann seine gesamten Erinnerungen löschen lassen und somit ein neues Leben beginnen. Marc lässt sich auf eine Beratung ein, stimmt dem Programm aber noch nicht zu.

Als er nach Hause kommt, steht er plötzlich seiner verstorbenen Frau gegenüber, die ihn nicht erkennt. Die Schlösser sind ausgetauscht, sein Büro gehört einem Fremden, auf seinem Handy sind sämtliche Nummern gelöscht, sein Portemonnaie mit Ausweis ist verschwunden, seine Karten gesperrt. Auch die Klinik ist plötzlich nur noch eine Baustelle. Verzweifelt macht sich Marc auf die Suche nach der Wahrheit: Hat er den Verstand verloren oder ist er in eine riesige Verschwörung geraten ...?

Bewertung:

Ein Mensch gegen den Rest der Welt, gefangen in einer Verschwörung - natürlich kein neues Thema, das Sebastian Fitzek hier auswählt, aber doch immer wieder spannend und reizvoll.

Schon der Einstieg wirft direkt einige Rätsel auf, ehe die Handlung um einige Tage zurück geht und zeigt, wie alles begann. Die Grundidee ist sehr gelungen - ein quälendes Trauma durch eine Amnesie auszuschalten, wenn auch für den Preis, anschließend ein neues Leben beginnen, ist ein reizvolles Thema. Der Patient soll vorher festlegen, welche Erinnerungen er nach der Löschung wieder erhalten möchte, anschließend beginnt er ein neues Leben in einer neuen Umgebung, damit ihn nichts mehr an das Trauma erinnert. Als Marc plötzlich scheinbar ganz auf sich allein gestellt ist und er nicht mehr zu existieren scheint, gerät der Roman schnell in Fahrt. Niemand erkennt ihn mehr, er kann seine Identität nicht beweisen und seine einzige Verbündete ist Emma - die angeblich das Gleiche erlebt hat wie er und auf der Flucht vor dem Professor ist, von der Marc aber nicht sicher weiß, ob er ihr wirklich vertrauen kann. Zudem gibt es mehrere Wendungen, die dem Leser immer wieder ein neues Szenario präsentieren und ihn immer wieder umdenken lassen. Wie die Geschichte ausgeht, ist unvorhersehbar, von einem glücklichen Ende bis zu einem schockierenden Ausgang hält man während der Lektüre alles möglich. Dabei lässt es sich der Autor auch nicht nehmen, kurze Querverweise zu seinen anderen Werken in die Handlung einzubauen, wenn er wie nebenbei die Figuren den Fall vom "Augensammler" oder vom "Seelenbrecher" erwähnen lässt, eine nette Spielerei, die neugierig machen kann.

Das Ende ist dann aber auch eine kleine Schwäche des Buches. Im großen Finale überschlagen sich die Ereignisse und das Ende ist sicherlich originell und überraschend und vor allem komplex. Allerdings ist es auch ein bisschen zu dick aufgetragen, vereint sozusagen mehrere Wendungen in sich und wirkt es bemüht, als müsse man zwangsläufig alle vorherige Handlung nochmals was das Spektakuläre angeht übertreffen. Letztlich wirkt der Hintergrund allerdings ein bisschen zu konstruiert, so sehr an den Haaren herbeigezogen und ein wenig zu aufgesetzt. Zudem lebt der Roman hauptsächlich von der Spannung und Unvorhersehbarkeit, bleibt aber in den Charakteren zu blass. Das gilt insbesondere für den Protagonisten. Der Leser fühlt zwar durchaus mit ihm, aber eher weniger, weil einem konkret Marc Lucas ans Herz gewachsen wäre, er wirkt ziemlich austauschbar. Dafür spricht auch, dass das Buch trotz seines dramatischen Themas nicht langfristig nachwirkt, sondern das Schicksal des Protagonisten recht schnell verblasst.

Fazit:

Alles in allem ein solider Thriller, der sich flott lesen lässt und vor allem durch ein spannendes Szenario fesselt. Dagegen ist das Ende etwas aufgesetzt und der Protagonist zu blass, um nachhaltig im Gedächtnis zu bleiben. Kann man durchaus lesen, ist nur kein großer Wurf, trotz des spektakulären Themas.

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