15. Juni 2012

Secret - Chris Mooney

Produktinfos:

Ausgabe: 2008
Seiten: 396
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Der Autor:

Chris Mooney studierte Englisch an der Universität von New Hamshire und lebt seit 2000 als freier Autor. Seine bekanntesten Werke sind "Victim" und "Secret", die den Anfang seiner Reihe um die Ermittlerin Darby McCormick machen. Er lebt heute mit seiner Frau in Boston.

Inhalt:

FBI-Agentin Darby McCormick untersucht den Tod der jungen Studentin Emma Hale. Emma verschwand vor über einem halben Jahr spurlos, wurde über Monate gefangen gehalten und jetzt erschossen im Fluss gefunden. In ihre Tassche ist eine kleine Madonnenfigur eingenäht. Kurz darauf taucht auch die Leiche der Studentin Chen an - wie Emma über Monate hinweg gefangen, kürzlich in den Hinterkopf geschossen und am Fluss abgelegt worden, Auch sie trägt die Madonnenfigur bei sich.

Schließlich erscheint es auch möglich, dass die gerade vermisst gemeldete Studentin Hannah in die Fänge dieses Täters geraten ist. Bei den Ermittlungen stößt Darby auf den ehemaligen FBI-Agenten Malcolm Fletcher, der in Emmas Wohnung eingebrochen ist. Der seit Jahren gesuchte Fletcher soll vor Jahren zwei FBI-Kollegen getötet haben und stellt jetzt offenbar auf eigene Faust Schwerverbrecher, die nicht verurteilt wurden. Darby vermutet, dass Emmas schwer reicher Vater mit Fletcher zusammenarbeitet, stößt bei diesen Vermutungen aber auf taube Ohren.

Fletcher nimmt bald Kontakt zu ihr auf und es beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel. Die Spur führt zu einer ehemaligen Psychatrie. Vermutlich war der Täter hier einst Patient. Die Zeit drängt, denn die Chancen, Hannah lebend zu finden, schwinden immer mehr ...

Bewertung:

Nach ihrem aufregenden ersten Fall, in den Darby McCormick auch persönlich tief verwickelt war, bekommt es die FBI-Ermittlerin hier erneut mit einem sehr gefährlichen Gegner zu tun, der sich junge Frauen als Opfer sucht. Grundsätzlich benutzt dieser Roman alle klassischen Zutaten für einen packenden Thriller, dennoch kann die Umsetzung nur phasenweise überzeugen. Die gelugendste Komponente ist das Bangen des Lesers um die entführte Hannah. Hannah erscheint sofort als sympathische Identifikationsfigur und es ist lange Zeit unsicher, ob die Polizei sie rechtzeitig wird befreien können oder ob sie doch zu den Personen gehört, die trotz Hoffnungen des Lesers sterben werden, wie es im ersten Band der Reihe durchaus geschah. Zumindest nicht uninteressant sind die Beweggründe des Täters, der die entführten Opfer auf seine Weise zu lieben glaubt und in seiner Schizophrenie sich von der Jungfrau Maria gelenkt fühlt. Darüber hinaus hat der Täter als Kind schwerste Verbrennungen durch seine Mutter erlitten und führt ein beinah einsiedlerhaftes Leben. Seine Entführungen scheinen ihm die einzige Chance zu sein, eine Beziehung zu einer Frau aufzubauen und sein unberechenbares Verhalten seinen Opfern gegenüber liest sich recht spannend. Interessant ist auch der Zwiespalt von Mr. Hale, Emmas Vater, der eigenhändig Rache am Mörder seiner Tochter nehmen will und dafür bereit ist, mit dem als Mörder gesuchten Ex-FBI-Agenten Fletcher zu kooperieren.

Trotz der recht spannenden Konstellation kann der Roman eigentlich nie wirklich Klasse bwesien und sich aus dem Durchschnittsbrei zahlreicher ähnlich gestrickter Werke abheben. Schon die Ermittlerfigur Darby McComick wirkt weniger reizvoll als noch im ersten Band, wo sie ein deutlich markantes Profil zeigte. Im ersten Band bangte Darby zum einen um das Leben ihrer todkranken Mutter, die inzwischen gestorben ist. Zum anderen war sie in den Fall persönlich involviert, da der gesuchte Mörder offenbar vor vielen Jahren eine ihrer Freundinnen ermordete und eine weitere entführte. Im ersten Band war Darby nicht nur Jägerin, sondern auch Opfer, hier fehlt diese Komponente und sie ist eine recht kühl und unnahbar wirkende Ermittlerin, deren Privatleben keinen Raum einnimmt. Das Ende ist dann etwas zu dramatisch gestaltet, es ist schon recht konstruiert, dass die Ermittler ausgerechnet in den entscheidenden Minuten eine elementare Spur entdecken.

Ein bisschen zu dick aufgetragen wurde auch bei der Täterfigur. Walter Smith hätte von den grundkomponenten her sicher das Potential für einen reizvollen Serienmörder, denn schließlich hat er eigentlich nicht die Absicht, seine Opfer zu töten, sondern möchte sie im Gegenteil auf Händen tragen und eine Beziehung mit ihnen führen. Auch seine fanatische Verehrung der Muttergottes und sein ambivalentes Verhältnis zu seiner verstorbenen Mutter, die für seine Entstellungen verantwortlich ist, haben durchaus ihren Reiz. Allerdings wirkt Walter auf Dauer immer klischeehafter, was sich dann bestätigt, als er sich mal vor die Tür wagen muss - alle starren ihn an, vom Blumenverkäufer über Kunden bis hin zu einem kleinen Jungen, der ihn fröhlich fragt, ob er ein "gutes Monster" sei. Seine Umwelt begegegnet ihm offenbar ausschließlich mit Abscheu und genau diese Schwarz-Weiß-Malerei wirkt auf den Leser ziemlich einfallslos. Auch seine inneren Dialoge mit der Muttergottes ermüden den Leser nach und nach, zudem wird nie wirklich klar, wieso er seiner Mutter alles verziehen hat und für sie betet, dieses seltsame Verhältnis wird zwar als Fakt hingestellt, aber detaillierte Einblicke in sein Denken dazu erhält man nicht.

Fazit:

Ein halbwegs unterhaltsamer und teils spannender Thriller, der allerdings nicht mehr als Durchschnitt bietet. Die Täterfigur ist anfangs interessant, dann aber zu klischeebeladen, auch die Ermittlerin selbst wirkt im Verhältnis zum ersten Band recht unnahbar.

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