27. Juni 2012

Hüte dich vor deinem Nächsten - Lisa Unger

Produktfakten:

Ausgabe: 2010
Seitenanzahl: 448
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Die Autorin:

Lisa Unger wurde 1970 in Connecticut geboren und wuchs sowohl in den USA als auch in den Niederlanden und England auf. Sie arbeitete zunächst in einem Verlag, ehe sie sich dem Schreiben widmete. Unter Pseudonym veröffentlichte sie zunächst die Lydia-Strong-Reihe, ehe ihr mit den beiden bisherigen Bänden der Ridley-Jones-Reihe der internationale Durchbruch gelang.

Inhalt:


Die New Yorker Bestseller-Autorin Isabel ist seit fünf Jahren mit dem tschechisch-stämmigen Software-Entwickler Marcus Raine verheiratet. Isabel ist glücklich in ihrer Ehe - obwohl Marcus schon mal eine Affäre hatte und obwohl sie fast nichts von seiner Vergangenheit weiß. Eines Morgens geht Marcus wie üblich zur Arbeit und kehrt nicht mehr heim. Am nächsten Morgen fährt die besorgte Isabel in seine Firma, wo sich Marcus Kollege ahnungslos gibt.

Plötzlich erscheint eine Gruppe Männer und Frauen, die Marcus' Kollegen mitnehmen, das Büro verwüsten und Isabel niederschlagen. Als sie zu sich kommt, erfährt sie von der Polizei das Unfassbare: Marcus' Kollege und weitere Angestellte wurden erschossen, Marcus selbst hat seit vielen Jahren eine falsche Identität. Der echte Marcus Raine ist verschwunden, Isabels Mann hat seinen Lebenslauf übernommen.

Isabel will zunächst nicht glauben, dass ihr Mann ein Krimineller ist, der sie von Anfang an belogen hat, doch dann erhält sie eine Sms von ihm, die es bestätigt. Zudem hat Marcus alle Konten leergeräumt und Isabel mittellos zurückgelassen. Auch ihr Haus ist verwüstet, wie beim Büro wohl ein Ablenkungsmanöver. Und während Isabels Leben in Trümmern liegt, wird sie selbst von der Polizei als Mitwisserin verdächtigt ...

Bewertung:

Lisa Unger wählt für ihren Thriller durchaus ein reizvolles Thema, leider hapert es sehr bei der Umsetzung. Klappentext und Beginn des Romans wirken interessant und vielversprechend: Eine Frau erfährt von heute auf morgen, dass ihre Ehe eine Lüge war, dass ihr Mann ein Mörder mit falscher Identität ist. Isabel wird gleich doppelt gestraft, einmal emotional und einmal natürlich auch materiell. Auch ihre Schwester Linda ist betroffen, denn kurz zuvor hat deren Mann Erik in gutem Glauben seinem Schwager Marcus eine halbe Million Dollar geliehen, angeblich für ein sehr profitables Geschäft - und dieses Geld ist nun natürlich auch weg, dafür Eriks und Lindas Haus mit einer Hypothek belastet. Für Spannung ist also schon gesorgt, vor allem da Isabel die Arbeit nicht allein der Polizei überlasen will. Stattdessen sucht sie nach Hinweisen, wohin Marcus geflüchtet sein könnte, denn sie will ihm noch einmal in die Augen sehen, will Antworten haben. Ganz reizvoll ist dabei auch, dass schließlich alles darauf hindeutet, dass Marcus zumindest tatsächlich echte Gefühle für Isabel hatte, auch wenn die Ehe an sich nur als Zweck für seine Geschäfte gedacht war. Zudem ist das Ermittlerduo recht sympathisch, was auch für Isabels Literaturagenten und Freund Jack gilt, der ihr offenbar auch noch andere Gefühle entgegen bringt.

Das allerdings war es dann auch schon mit den positiven Punkten, negative gibt es dafür umso mehr. Störend ist vor allem der häufige Perspektivenwechsel. Der Roman wird überwiegend aus Isabels Ich-Perspektive erzählt - zwischendrin aber gibt es immer mal wieder Kapitel, die in die personale Perspektive wechseln und die Erlebnisse der Ermittler und sogar die von Marcus beschreiben. Das verhindert, dass man sich wirklich auf Isabel einlassen kann, da sie eben nicht durchgängig die Erzählerin ist. Dass man, und das auch noch ziemlich früh, direkt miterlebt, was Marcus macht, nimmt der Handlung auch einen Teil der Spannung. Man kommt gar nicht wirklich dazu, zu grübeln, ob Marcus tatsächlich eine falsche Identität hat oder ihn jemand reinlegen will, es wird fast ohne Verzögerung aufgeklärt.

Isabels Verhalten ist auch nur am Anfang plausibel. Später verrennt sie sich immer mehr in waghalsige Aktionen, anstatt auf die Polizei zu vertrauen. Sie kooperiert nicht einmal wirklich mit den Ermittlern, obwohl ihr ja daran liegt, dass Marcus gefasst wird - und die Polizei hat dafür schließlich weitaus bessere Möglichkeiten als sie. Zu guter Letzt gibt es noch eine kleine Nebenhandlung, die für die Geschichte nur ablenkend wirkt: Isabels Schwester Linda hat eine Affäre, die langsam in eine Katastrophe führt. Das ist an sich gar nicht mal uninteressant, aber führt zu weit von der eigentlichen Handlung weg. Lindas Leben ist ohnehin schon kompliziert genug dadurch, dass ihr Mann Marcus eine halbe Million geliehen hat zur Investition, die nun verloren zu sein scheint, darunter leidet die Ehe ohnehin schon; jetzt noch eine komplizierte, seit längerem bestehende Affäre, die nichts mit der Haupthandlung zu tun hat, einzubauen, hat keinen Mehrwert für den Roman.

Fazit:


Nur zwei Sterne und keine Empfehlung für diesen Thriller. Die Grundidee ist durchaus interessant, aber die vielen Perspektivenwechsel verhindern ein Einfühlen in die Hauptfigur, die Spannung wird teilweise zu schnell herausgenommen, die Handlungen der Protagonistin sind nicht immer schlüssig. Unterm Strich eine eher ärgerliche Lektüre, die ihr Potential verschenkt.

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