30. Juni 2012

Die Tote im Keller - Helene Tursten

Produktinfos:

Ausgabe: 2007
Seiten: 320
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Die Autorin:

Helene Tursten, geboren 1954 in Göteborg, arbeitete bis zu ihrem 40. Lebensjahr als Zahnärztin und Krankenschwester. Wegen einer rheumatischen Erkrankung musste sie ihren Beruf aufgeben und widmet sich seitdem hauptberuflich dem Schreiben. Zu ihren Werken gehören u.a. "Der Novembermörder", "Der zweite Mord", "Tod im Pfarrhaus" und "Der erste Verdacht".

Inhalt:

Winter in Göteborg: Zwei Unbekannte flüchten in einem gestohlenen Wagen und überfahren dabei einen Spaziergänger, der sofort tot ist. Der Verstorbene ist ausgerechnet ein pensionierter Polizist, der stille Torleif Sandberg, den manche aus dem Kollegium noch kennen. Das Auto wird bald darauf gefunden, die Diebe sind flüchtig.

Bei der Durchsuchung eines Kellers in des abgestellten Autos findet die Polizei jedoch eine Mädchenleiche. Das unterernährte, erwürgte Mädchen litt an einer Geschlechtskrankheit und war offenbar eine Zwangsprostituierte. Während sich ein Teil der Kollegen auf die Suche nach den Autodieben macht, sucht Kriminalinspektorin Irene Huss nach dem Mörder des Mädchens.

Sie stößt dabei auf einen Ring organisierten Menschenhandels, der osteuropäische Mädchen verschleppt und als Prostituierte arbeiten lässt. Die Ermittlungen führen Irene schließlich bis nach Teneriffa. Gleichzeitig gilt es, die die flüchtigen Autodiebe zu suchen, die den Kollegen auf dem Gewissen haben. Die Ermittler vermuten Zusammenhänge und mindestens ein weiteres Mädchen ist noch in der Gewalt der Täter ...

Bewertung:

Irene Huss, die sympathische Kriminalinspektorin aus Göteborg, bekommt es in diesem Band gleich mit zwei Fällen zu tun, die möglicherweise auf irgendeine Weise miteinander verknüpft sind. Nur durch Zufall wird die Leiche des erwürgten Mädchens gefunden und aus dem Fahrerflucht-mit-Todesfolge-Fall entsteht ein Mordfall. Das sensible Thema um Zwangsprostitution wird nicht effektheischend umgesetzt, die Hintergründe bewegen, auch wenn man kaum etwas aus dem Leben des verstorbenen Mädchens erfährt. Auch den Ermittlern geht das Schicksal des toten Mädchens sichtlich an die Nieren und man wird dadurch besonders an die Handlung gefesselt - wer sind die Hintermänner, die für dieses grausame Szenario verantwortlich sind und wie schaffen die Kripo-Beamten es, sie zu fassen, sind die wichtigsten Fragen.
Scheinbar zusammenhanglos ist der Fahrerflucht-Fall, bei dem ausgerechnet ein ehemaliger Polizist, den einige aus dem Kollegium noch kennen, getötet wird. Für Irene Huss und ihr Team ist es daher ein besonders großes Anliegen, die Umstände zu klären.

Dazu nehmen sie auch Kontakt mit dem Sohn des Opfers auf, der ihnen eine etwas andere Seite des zurückhaltenden, Müsli-liebenden Kollegen andeutet. Dabei wird allen nach und nach klar, wie wenig man manchmal über seine Kollegen weiß und es zeigt sich, dass die beiden Todesfälle gar nicht so zufällig sind wie anfangs vermutet. Das Privatleben von Irene Huss spielt eine etwas größere Rolle als in anderen Bänden - von der alten kranken Mutter über die Krebserkrankung des geliebten Familienhundes bis hin zum Erwachsenwerden der Zwillingstöchter. Weiterhin erleidet ihre gute Kollegin Birgitta eine Fehlgeburt, die alle im Kollegium betroffen macht und gleichzeitig für einen Engpass im Team sorgt, da auch ihr Mann als Teamkollege zurücktreten muss.

Dennoch ist der Roman kein Highlight innerhalb der Reihe. Störend ist vor allem eine Zwischensequenz, in der Irene Huss nach Teneriffa reist, um die dortigen Kollegen zu unterstützen - denn es scheint eine Verbindung zwischen Morden dort und dem Menschenhandel in Schweden zu geben. Irene gerät dort in eine höchst brenzlige Situation, trotzdem wirkt dieser Einschub im Grunde unnötig - die Handlung hätte auch ohne diesen Ausflug nach Teneriffa und die Schwierigkeiten mit den Beamten vor Ort sowie den mafiösen Strukturen geführt werden können. Für zusätzliche Brisanz und Spannung sorgt diese Sequenz nur ganz zu Anfang, im Gesamtkontext stört dieses Exkurs eher und wirkt unnötig aufgebauscht, als habe die Handlung in Göteborg allein nicht genug hergegeben. Das Privatleben der Ermittlerin ist ein bisschen zu ausführlich - die Schicksalsschläge innerhalb der Familie lenken ein bisschen von der eigentlichen Handlung ab. Das Ende ahnt der Leser dann ein paar Seiten zu früh.

Fazit:

Ein guter Krimi um Irene Huss, aber es gibt in der Reihe bessere. Die Geschichte ist teilweise bewegend und über weite Strecken spannend, eine Zwischensequenz auf Teneriffa passt aber gar nicht in die Handlung, das Privatleben der Ermittlerin ist etwas zu dominant und den Täter erahnt an etwas zu früh. Gute Krimikost, aber kein Highlight.

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