27. Juni 2012

Die Herrenlose - William Hope Hodgson

Produktinfos:

Ausgabe: 2011
Länge: 65 Minuten
Amazon
* * * * *
Der Autor:

William Hope Hodgson wurde 1877 in Essex geboren und starb 1918 in Belgien. Schon als Jugendlicher entschied er sich für eine Zukunft als Schiffsjunge und umsegelte als Maat mehrmals die Welt. Nach einigen Jahren war er das Leben auf See leid und wandte sich ab 1904 dem Schreiben zu und verfasste vor allem unheimliche Geschichten, die auf See spielen. Er starb im Ersten Weltkrieg. Weitere Werke sind u. a. "Die Boote der Glen Carrig" und "Das Haus an der Grenze".

Inhalt:

England um 1900: Nach Abschluss seines Medizinstudiums ist der junge Dr. Dark erschöpft vom vielen Lernen und braucht dringend Erholung. Sein Mentor empfiehlt eine Schiffsreise, die aus finanziellen Gründen nicht in Frage kommt. Dann hat Dr. Dark aber das Glück, von Captain Gannington als Ersatz-Schiffsarzt auf der Bheopte angeheuert zu werden. Die Fahrt wird nach Shanghai gehen, und er wird viel Zeit zum Ausruhen haben.

Tatsächlich bedeutet die Reise zunächst vor allem Freizeit für Dr. Dark. In Madagaskar gehen die meisten Passagiere von Bord, dafür kommen die junge Constance Main und ihre Tante Eleanor hinzu, und zwischen Dr. Dark und Constance entwickelt sich ein kleiner Flirt. Wie vom Captain angekündigt, wird es bald sehr stürmisch.

Als das Unwetter endlich abzieht, entdeckt die Besatzung in der Nähe ein verlassenes Schiff, eine sogenannte "Herrenlose", die offenbar seit Jahren ziellos auf dem Meer umher treibt. Constance Main und Dr. Dark sind neugierig und wollen das Schiff erkunden. Nachdem die Reparaturarbeiten an der Bheopte beendet sind, schauen sie sich gemeinsam mit Captain Gannington und dem Ersten und Zweiten Maat das verlassene Schiff an. Sie ahnen nicht, auf was sie dort stoßen werden - und das Unternehmen wird plötzlich lebensgefährlich ...

Bewertung:


Nach "Die obere Koje", "Der Fliegende Holländer" und "Der Tempel" ist "Die Herrenlose" die vierte Folge der Gruselkabinett-Reihe, die sich mit unheimlichen Erlebnissen auf See beschäftigt - und das mit gutem Recht, denn auch diese Folge kann fast rundum überzeugen.

Als Erzähler fungiert der rückblickende Dr. Dark, heute ein alter Mann, der über die schrecklichen Ereignisse berichtet, die ihm auch Jahrzehnte danach noch sehr präsent sind. Dr. Dark erscheint in der Binnenhandlung als sympathischer junger Mann. Er ist der Einzige, bei dem der Hörer weiß, dass er das Abenteuer überleben wird, da er es ja rückblickend erzählt. Für einige lustige Momente sorgt die altjüngferliche Tante Miss Main, die empört auf den Plan reagiert, das Wrack zu untersuchen. Die Folge erreicht gruselige Effekte mit minimalem Einsatz. Allein schon die Beschreibung des lange verlassenen Schiffes, das mit einem seltsamen Schimmel überzogen ist, sorgt für eine schaurige Atmosphäre. Gebannt verfolgt man, wie die Besatzung der Bheopte hinüberrudert, um zu erforschen, was mit dem Schiff und seiner Mannschaft geschehen sein mag. Alles beginnt als eher amüsanter Nervenkitzel, doch schon bald ist es ein Kampf auf Leben und Tod mit viel Dramatik, bei dem Gruselfreunde ganz auf ihre Kosten kommen.

Die Sprecher sind sehr gut ausgewählt und spielen ihre Rollen ausnahmslos überzeugend. Friedrich Georg Beckhaus, bekannt vor allem als Schauspieler von Raumpatrouille Orion, spricht sehr passend mit bedächtiger, leicht heiserer Stimme den gealterten Erzähler. Den jungen Dr. Dark stellt Johannes Berenz dar, den man als Standardsprecher von Ben Affleck kennt. Almut Eggert, die schon Ursula Andress, Candice Bergen und Farah Fawcett synchronisierte, hat einen kurzen, aber markanten Auftritt als liebenswert-schrullige alte Tante. Sehr hervorzuheben ist besonders Hans Teuscher als leutseliger Kapitän. Seine recht hohe, kratzige Stimme kennt man als deutsche Version von Al Lewis alias "Opa" aus der TV-Serie "Die Munsters", besonders Kinder kennen ihn auch als Fliegenden Holländer in "Spongebob" und als ungarischen Janosch in der Hörspielreihe "Bibi und Tina". Die Regie hat auch bei den Hintergrundgeräuschen wie üblich sehr gute Arbeit geleistet. Das nautische Flair mit den Sturmgeräuschen wirkt sehr authentisch, ebenso wie jedes Knarren und Quietschen beim Untersuchen des Wracks.

Schwächen gibt es in dieser gelungenen Folge kaum zu verzeichnen. Allerdings ist die Handlung an manchen Stellen ein klein wenig zu ausgedehnt. Vor allem die Stelle, bevor an Bord des Wracks gegangen wird, ist etwas zu ausführlich und zieht sich ein wenig, die Charaktere reden lange, während der Hörer nur darauf wartet, dass sie sich endlich auf den Weg machen. Angesichts des eingeschränkten Personenkreises hätte man auch den Ersten und Zweiten Maat Mr. Berlies und Mr. Selvern ein bisschen ausführlicher darstellen können; Dr. Dark beschreibt zwar zu Anfang ganz kurz ihre Charaktere, aber sie bleiben innerhalb der Geschichte ein bisschen zu austauschbar.

Fazit:

Eine sehr gute Folge voller Spannung und dichter Atmosphäre, die sich um ein verlassenes Schiff dreht. Die Sprecher sind sehr gut ausgewählt und überzeugen, nur minimale Längen gibt es zu verzeichnen. Eine empfehlenswerte Episode mit unheimlichem Flair.

Sprechernamen:


Friedrich Georg Beckhaus: Erzähler
Johannes Berenz: Dr. Dark
Antje von der Ahe: Constance Main
Almut Eggert: Eleanor Main
Hans Teuscher: Captain Gannington
Stefan Kaminski: Mr. Berlies
Michael Deffert: Mr. Selvern

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.