27. Juni 2012

Der Werwolf - Alexandre Dumas

Produktinfos:

Ausgabe: 2007
Länge: 65 Minuten
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Der Autor:

Alexandre Dumas père, 1802-1870, gehört zu Frankreichs berühmtesten Autoren. Schon früh entdeckte er sein Talent und betätigte sich als Stückeschreiber, Journalist und Lyriker. Später verlegte er sich vor allem auf Romane und produzierte gemeinsam mit Co-Autoren Klassiker des historischen Abenteuergenres wie "Die drei Musketiere" und "Der Graf von Monte Christo".

Inhalt:

Frankreich, Ende des 18. Jahrhunderts: Der junge Holzschuhmacher Thibaut lebt ein bescheidenes Leben in seiner Hütte im Wald. Obwohl er sich zu Höherem berufen fühlt und im Kloster eine gute Ausbildung bekam, verhindert sein niedriger Stand einen besseren Beruf. Einen besonderen Hass hat er auf die Bessergestellten und vor allem auf Baron Jean de Vez, der in Thibauts Waldstück seine Jagden durchführt. Eines Tages wird Thibaut bei der Jagd auf einen prächtigen Hirsch ertappt, und der Baron droht ihn auszupeitschen.

In letzter Sekunde kommt aber die junge hübsche Agnelette dazu und bittet darum, Thibaut zu verschonen. Als Gegenleistung fordert der Baron einen Kuss von ihr, den sie widerwillig gibt. Thibaut ist dem Mädchen, das allein mit der Großmutter im Wald lebt, sehr dankbar. Zurück bei seiner Hütte findet Thibaut überraschend den Hirsch. Kurz darauf erscheint ein riesiger, verletzter Wolf, der sich in einen Mann verwandelt - ein Werwolf. Er bittet Thibaut darum, den Hirsch freizulassen und damit die Jäger auf eine falsche Fährte zu locken.

Als Thibaut dafür eine Belohnung fordert, bietet er ihm einen Pakt an: Thibaut soll die Macht erhalten, anderen Schaden zuzufügen, um sich zu bereichern. Für jeden Wunsch werden Haare an Thibauts Körper wachsen. Der junge Mann ist einverstanden und setzt seine bösen Wünsche auch bald ein. Zudem steht ihm ein Wolfsrudel zur Verfügung, das ihm ständig Beute bringt. Thibaut kann es sich nun leisten, sich edel einzukleiden, und gibt sich in der Gesellschaft als reicher Hofbesitzer aus. Nicht nur, dass er darüber das Heiratsversprechen gegenüber Agnelette vergisst, seine Wünsche haben auch für ihn böse Folgen ...

Bewertung:


Vor einem Pakt mit dem Bösen sollte man sich hüten, mag die Belohnung auch noch so verlockend sein - das weiß der Hörer der Gruselkabinett-Reihe spätestens nach Folgen wie "Der Freischütz", "Die liebende Tote" und eben "Der Werwolf". Auch hier ahnt man schon sehr früh, dass der Pakt noch fatale Folgen haben wird, und trotzdem ist es spannend zu verfolgen, wie sich die Handlung entwickelt. Thibaut wird für seinen Vertrag mit dem Teufel gleich doppelt bestraft: Zum einen sorgen die beständig wachsenden Haare, die schon bald an ein Wolfsfell erinnern, für Probleme. Zum anderen haben Thibauts böse Wünsche stets einen Haken. Zwar gehen sie tatsächlich in Erfüllung, aber die jeweils erhoffte positive Wirkung für sich selbst fällt nie so aus, wie er es sich gedacht hat. Thibaut gewinnt weder die Frauen für sich, auf die er ein Auge geworfen hat, noch kann er auf Dauer vortäuschen, ein reicher Mann zu sein, und er verliert auch noch sein liebstes Tier, das ihm immer Gesellschaft spendete. Thibaut fühlt sich vom Werwolf getäuscht und kann doch den Pakt nicht mehr rückgängig machen. Aus dem einstmals etwas mürrischen Holzschuhmacher wird ein verbitterter Außenseiter, der keine Hoffnung mehr sieht.

Der Hörer begegnet Thibaut mit gemischtem Gefühlen, was einen besonderen Reiz ausübt. Anfangs ist er zwar kein ausgesprochener Sympathieträger, aber man kann seine Unzufriedenheit gut nachvollziehen. Sein Vater scheute einst keine Mühen, damit Thibaut eine ansehnliche Ausbildung im Kloster erhielt. Rechnen, schreiben, lesen und sogar ein wenig Latein lernte er und hoffte, dadurch ein gutes Leben führen zu können. Doch die Gesellschaft gibt ihm keine Chance, seine Begabung und sein Wissen einzusetzen, er wird dazu gezwungen, genau wie sein Vater und sein Großvater sein Dasein als armer Holzschuhmacher zu fristen. Der arrogante Baron de Vez unterstreicht noch Thibauts traurige Lage, und automatisch wünscht man ihm, sein Los zu verbessern, ehe er sich für den Weg des Bösen entscheidet. Agnelette ist ein bisschen zu kindlich-naiv geraten, was aber offenbar Absicht ist, nicht umsonst steht ihr Name als Anspielung auf ein Lamm, im Gegensatz zum wölfischen Thibaut.

Die Sprecherbesetzung ist, typisch für die Gruselkabinettreihe, prima gelungen. Ein besonderes Vergnügen macht Wilfried Herbst. Seine hohe und dadurch sehr markante Stimme passt wunderbar zur Rolle des einfältigen und untertänigen Gutsherren Magloire, der es bestens versteht, sich anzubiedern. Aber auch Thomas Nero Wolff, den man vor allem als deutsche Stimme von Hugh Jackman kennt, überzeugt sehr in der vielschichtigen Rolle des Protagonisten, ebenso wie Roland Hemmo als gütiger Abbé in der Rahmenhandlung. Uschi Hugo, deutsche Stimme von Neve Campbell und Scarlett Johansson, spricht Agnelette sehr kindlich-liebreizend, fast schon übertrieben, allerdings ist das wohl ihrer symbolhaften Rolle geschuldet.

Sehr atmosphärisch ist das immer wiederkehrende Wolfsheulen, das wohldosiert eingesetzt wird. Zu bemängeln gibt es wenig, allerdings nimmt die Rahmenhandlung zu Beginn schon ein wenig viel vorweg, vielleicht hätte man Thibaut nicht gleich zu Anfang zum Abbé treffen lassen sollen, sondern erst am Ende. Ein bisschen übertrieben schnell entwickelt sich auch die Bindung zu Agnelette. Letztlich ist die Folge auch ziemlich ungruselig; richtige Schocker sind in der Reihe zwar ohnehin nicht zu finden, schließlich gehören die Vorlagen eher in die Riege der atmosphärischen Schauerliteratur, aber hier gibt es eigentlich keine einzige unheimliche Szene, der Fokus ist auf Tragik und Atmosphäre gerichtet.

Fazit:

Eine gute Folge mit viel Atmosphäre und düsterer Handlung, die zu berühren weiß. Die Sprecher sind sehr gut ausgewählt. Zu den kleinen Schwächen gehört, dass die Folge quasi überhaupt nicht gruselig ist, aber insgesamt immer noch sehr hörenswert.

Sprechernamen:


Thibaut: Thomas Nero Wolff
Agnelette: Uschi Hugo
Baron Jean de Vez: Marco Kröger
Abbé Fortier: Roland Hemmo
Nepomuk Magloire: Wilfried Herbst
Der große Wolf: Lutz Riedel
Madame Polet: Tanja Geke
Susanne Magloire: Cathlen Gawlich
Jäger Engoulevent: Uwe Büschken
Vetter Landry: Nicola Devico Mamone
Sergeant: Jochen Schröder

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