28. Juni 2012

Das Schloss des weißen Lindwurms - Bram Stoker

Produktinfos:

Ausgabe: 2009
Länge: 65 Minuten
Amazon
* * * * *
Der Autor:

Bram Stoker wurde 1847 in Dublin geboren und starb 1912 in London. Außer als Schriftsteller arbeitete er u. a. als Journalist und Theaterkritiker. Sein mit großem Abstand bekanntestes Werk ist der Vampirroman "Dracula", der eines der berühmtesten Horrorwerke aller Zeiten ist. Daneben verfasste er noch eine Reihe weiterer Romane und Kurzgeschichten, ehe er frühzeitig starb und den großen Ruhm nicht mehr erlebte.

Inhalt:


England 1860: Der junge Australier Adam Stanton wird von seinem letzten lebenden Verwandten auf dessen Landsitz in Mittelengland eingeladen. Erfreut tritt er die weite Reise an mit dem Ziel, in England sein weiteres Leben zu verbringen. Der alte Mann und sein Großneffe verstehen sich auf Anhieb gut, Adam ist für Richard Salton der Sohn, den er nie gehabt hat. Der älteste Freund des Großonkels, Sir Nathaniel de Salis, führt Adam durch die Gegend und erzählt von der Geschichte der Region.

In der Nähe liegt das Anwesen von Arabella March, Herrin auf Diana's Grove, das auch als "Schloss des weißen Lindwurms" bekannt ist. Als die beiden ihr begegnen, ist Adam sofort von ihrer Schönheit fasziniert. Doch Sir Nathaniel warnt ihn, dass Arabella keinen guten Ruf genießt und er sich lieber von ihr fernhalten soll. Sie ist nicht nur hoch verschuldet, sondern auch noch unter mysteriösen Umständen verwitwet, nachdem ihr Mann wenige Wochen nach der Hochzeit von den Klippen stürzte.

Umso erfreulicher ist die Bekanntschaft mit der hübschen jungen Mimi Wetford, in die sich Adam rasch verliebt - und sie scheint seine Gefühle zu erwidern. Am gleichen Tag wie Adam hält auch Edgar Caswell nach langem Aufenthalt in Afrika Einkehr auf dem Nachbargut Casta Regis, dem größten Anwesen der Region. Alle Caswells waren bekannt für ihre düstere Art, sogar hypnotische Kräfte werden ihnen nachgesagt. Tatsächlich ist Edgar auch Adam sofort unsympathisch, erst recht, als er Mimi bedrängt. Sowohl Lady Arabella als auch Edgar Caswell sind Adam mehr als unheimlich. Was geht in dem abgelegenen Schloss vor ...?

Bewertung:

Nach "Das Amulett der Mumie", "Draculas Gast" und "Dracula" ist diese Folge das vierte Werk von Bram Stoker, dessen sich die Macher des Gruselkabinetts angenommen haben.

Atmosphäre und Spannung

Den Ich-Erzähler Adam Salton schließt der Hörer sehr schnell ins Herz. Er präsentiert sich sympathischer junger Mann, höflich und gebildet, ohne dabei ein Langweiler zu sein. Besonders charmant ist sein ungewöhnlicher Begleiter, ein zahmer Mungo namens Mr. Bagels, der geschickt jede Schlange erlegt. Adams Großonkel ist genauso liebenswert, ein netterer älterer Herr, der überglücklich ist, dass sein herbeigesehnter Neffe ganz dem Bild entspricht, das er sich von ihm gemacht hat. Nett inszeniert ist die etwas unbeholfene Art, in er sich Adam Mimi annähert und ihr den Hof macht. Mit Lady Arabella und Edgar Caswell gibt es gleich zwei düstere Charaktere, von denen Unheil ausgeht und die eine potenzielle Bedrohung bedeuten, besonders für das junge Paar Adam und Mimi. Es gibt zunächst keine handfesten Beweise gegen sie, weder dass in Arabellas Schloss unheimliche Dinge vorgehen noch dass Edgar Caswell wirklich hypnotisieren kann - aber Adam spürt, dass man keinem von beiden trauen darf und die vielen dunklen Gerüchte ihre Berechtigung haben. Im Schloss macht er dann eine dramatische Entdeckung, die gut inszeniert wird, ohne dabei plakativ zu wirken. Sir Nathaniels Beschreibungen lassen vor dem Auge des Hörers eine wild-romantische Landschaft entstehen, die nicht nur äußerlich reizvoll ist, sondern auch durch ihre bewegte Vergangenheit und die zahlreichen Mythen, die sich um die Gegend ranken, prädestiniert ist für Abenteuer. Dadurch wird auch die Bedeutung des Prologs klar, die zuvor im Dunkeln lag.

Sehr gute Sprecher

Die Besetzung wurde grundsätzlich wie üblich in der Reihe sehr gut gewählt. Markus Pfeiffer überzeugt als Adam und verleiht ihm den frischen, aufgeweckten und etwas unerfahrenen Charakter, der zu der Figur gehört. Im Synchronbereich hat er unter anderem bereits Adrien Brody und Colin Farrell seine Stimme geliehen. Sehr sympathisch klingt auch Hasso Zorn als sein Großonkel. Seine etwas raue Stimme ist die eines älteren, schon etwas gebrechlichen Mannes, dabei aber sehr warm und bedächtig, wie es zu Richard Saltons Wesen passt. Joachim Pukaß ist ohne Zweifel immer ein Highlight. In den Serien Bibi Blocksberg und Benjamin Blümchen sprach er immer wieder verschiedene Nebenfiguren, gerne auch die etwas abgedrehteren Charaktere. Als Sir Nathaniel de Salis überzeugt er wiederum durch souveränes, seriöses Auftreten und macht die Figur zu einem Sympathieträger, der sich ideal in das Dreiergespann mit Adam und Richard Salton einfügt. Melanie Hinze passt mit ihrer sehr jungen, unschuldig klingenden Stimme in die Rolle der harmlosen Mimi Wetford, während Katja Nottke ihrer Lady Arabella eine gelungene Mischung aus Verführung und Boshaftigkeit verleiht. David Nathan, Sprecher von Johnny Depp und Christian Bale, ist hier etwas unüblich eingesetzt als diabolischer Edgar Caswell, spricht er in der Reihe doch sonst eher heldenhafte Figuren.

Ein paar Schwächen

Auffallend ist vor allem, dass die Folge deutlich weniger unheimlich ist als manch andere aus der Reihe. Über weite Strecken hinweg ist die Geschichte eher romantisch, die Dramatik kommt erst ganz zum Schluss - und ganz zu Anfang, als man die Schreie einer gefangenen Frau hört. Doch anstatt daran anzuknüpfen und auf einen solchen Höhepunkt hinzusteuern, wird das Gruselpotenzial der Handlung verschenkt. Auch der Lindwurm spielt eine sehr viel geringere Rolle, als man vom Titel her vermutet - wer einen Drachenkampf à la Siegfried erwartet, wird auf jeden Fall enttäuscht werden. Zudem verläuft der Anfang etwas zu schnell. Es wird weder geklärt, wie lange Adam und sein Großonkel brieflich in Kontakt standen, ehe er zu ihm reiste, noch warum es Adam offenbar so leicht fiel, einfach ohne Zögern zu einem fremden Verwandten auf einen anderen Kontinent zu ziehen. Wenigstens ein paar Sätze zu dieser etwas unrealistischen Situation hätte Ich-Erzähler Adam verwenden können. Zu guter Letzt ist es auch schade, dass das Finale etwas konstruiert abläuft und von äußeren Begebenheiten abhängt. "Das kann kein Zufall sein", meint Adam dazu und sieht es als Schicksal an, den Hörer befriedigt dies aber natürlich nicht so sehr, wenn ein Plan nicht allein von den Beteiligten abhängt.

Fazit:

Eine gute, wenn auch nicht überragende Folge aus der Gruselkabinett-Reihe mit wild-romantischer Atmosphäre und sehr guten Sprechern. Kleine Abzüge gibt es für etwas zu kurz geratene Stellen und den geringen Gruselanteil. Damit unterm Strich keine der besten Folgen der Serie, aber auf alle Fälle einen Kauf wert.

Sprechernamen:

Adam Salton: M. Pfeiffer
Richard Salton: H. Zorn
Sir Nathaniel de Salis: J. Pukaß
Mimi Wetford: M. Hinze
Arabella March: K. Nottke
Edgar Caswell: D. Nathan

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.