5. Juni 2012

Bibi Blocksberg - Hexen gibt es doch

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Inhalt:

Familie Blocksberg ist kürzlich in ein Hochhaus in Neustadt gezogen. Eigentlich scheinen sie eine ganz normale Familie zu sein: Vater Bernhard arbeitet im Büro, Mutter Barbara ist Hausfrau, die Kinder Boris und Bibi sind acht und zwölf Jahre alt und ärgern sich gern gegenseitig. Doch schon bald gehen die Gerüchte um, dass mit den Blocksbergs etwas nicht stimmt - Bibi und Barbara sollen nämlich Hexen sein.

Der Nachbar Herr Müller hat Bibi schon mehrfach dabei beobachtet, wie sie auf ihrem Besen herumflog. Dazu kommt der widerliche Schwefelgestank aus der Wohnung, da Mutter Barbara ihn gerne zum Kochen benutzt. Herr Müller will diese unmögliche Familie unbedingt aus dem Haus haben und schaltet eine Anzeige. Tatsächlich kommt auch ein Polizist zu den Blocksbergs, aber das Ergebnis ist anders, als von Herrn Müller erhofft. Schließlich ruft er eine Mieterversammlung ein und sucht nach Gleichgesinnten.

Die Blocksbergs haben unterdessen ihre eigenen Probleme - zwischen Bibi und Boris, der neidisch auf die Hexenkünste seiner Schwester ist, kommt es häufig zu Streit. Dazu mag niemand außer Barbara ihre Hexengerichte essen. Als im Hochhaus eines Tages ein Feuer ausbricht, können Bibi und Barbara ihre Künste aber gut einsetzen ...

Bewertung:

Dies ist sie also, die allererste Bibi-Blocksberg-Folge, die zu inzwischen mehr als hundert weiteren Folgen führte. Man merkt dieser Episode deutlich an, dass sie eher einführenden Charakter hat, denn eine richtig durchgängige Handlung gibt es nicht. Vielmehr geht es darum, dass der Hörer die einzelnen Familienmitglieder kennen lernt und versteht, was es mit dem Hexen auf sich hat.

Bibi ist in diesen ersten Folgen noch eine deutliche Anfängerin in Sachen Hexen, was sich spätestens nach den ca. ersten zehn Folgen relativiert. Typisch dafür ist beispielsweise, dass sie ihren frechen Bruder in einen Frosch verhexen will - ihm daraufhin aber bloß Schwimmhäute wachsen. Der Hörer erfährt einiges über den teils gewöhnlichen und teils ungewöhnlichen Alltag der Blocksbergs mit den Hexereien und den Streitigkeiten zwischen den Geschwistern. Trotz der Hexenkünste lässt es sich von Anfang an gut mit den Blocksbergs identifizieren. Dass Mutters Essen mal nicht schmeckt, dass sich Geschwister streiten und dass es Ärger mit den Nachbarn gibt - all diese Probleme kennen auch Kinder aus normalen Familien, und sie zeigen, dass die Blocksberg sich kaum von einem selbst unterscheiden. Vor allem, dass die Hexerei nicht dafür da ist, um in Luxus zu leben, wird hier schon sehr deutlich, denn die Blocksbergs wohnen schließlich nicht in einem Hochhaus, weil sie es dort am schönsten finden - sondern, weil sie eben keine reichen Leute sind und es unethisch wäre, sich Geld zu hexen.

Natürlich gibt es auch etliche witzige Szenen. Boris ist ja nur die ersten sieben Folgen dabei, und man mag von ihm halten, was man will, auf jeden Fall war er immer für außergewöhnliche Sprüche gut. Ein herrliches Beispiel ist sein Umgang mit dem netten jungen Polizisten, der bei den Blocksbergs nach dem Rechten sehen soll. Bibi bemerkt, dass er "lustige Sommersprossen" habe, und findet ihn gleich ganz sympathisch, aber Boris sagt nur trocken: "Ich find Sommersprossen eklig. Besonders in der Suppe." Überhaupt ist dieser Polizistenbesuch sehr gelungen, der arme Mann denkt erst, die Blocksbergs seien eine ganz normale Familie und die Vorwürfe, sie seien Hexen, seien albern - dann allerdings bekommt er ihre Hexenkünste mit eigenen Augen vorgeführt und ist am Ende mit den Nerven so fertig, dass er statt zur Tür beinah aus dem Fenster tritt. Sehr schön auch Barbaras Begrüßung, er habe eine niedliche Uniform, woraufhin der Mann freundlich daran erinnert, dass er aber von der Polizei sei, und Barbara fast tröstend erwidert: "Das ist ja bestimmt nicht Ihre Schuld".

Neben dem einführenden Charakter dominiert hier auch die wichtige Lehre, dass man Fremde nicht vorschnell verurteilen sollte. Die Blocksbergs sind "anders" und "Hexen gehört sich nicht", und anstatt mit ihnen darüber zu reden, dass der Schwefelgeruch stört, wird direkt überlegt, wie man sie möglichst schnell aus dem Haus haben kann. Eine der Mieterinnen sagt deutlich, dass die Blocksbergs ihr nichts getan haben und sie daher keinen Grund sieht, gegen sie vorzugehen. Herr Müller gehört allerdings zu den kleinkarierten Leuten, die allem neuen recht misstrauisch gegenüberstehen und die "ein anständiges Haus" haben wollen - was eben auch bedeutet, dass Hexerei dort nichts verloren hat, egal ob es schadet oder nicht. Die Blocksbergs erst einmal kennenzulernen kommt ihm offenbar nicht in den Sinn, er möchte, dass sie so schnell wie möglich wieder ausziehen, denn in seiner recht beschränkten Welt muss alles nach einer bestimmten Ordnung gehen - und da es Hexen normalerweise nicht gibt, haben die Blocksbergs in einem ordentlichen Haus natürlich nichts verloren. Kinder können aus dieser Folge den Schluss ziehen, dass auch sie selbst nicht einen fremden Menschen sofort in eine Schublade stecken sollen, bloß weil er in mancher Hinsicht anders ist, da anders nicht immer gleich "schlechter" bedeutet. Es gelingt dem Hörspiel gut, für Toleranz zu plädieren, ohne dafür den erhobenen Zeigefinger brauchen zu müssen.

Die Sprecher sind allesamt exzellent besetzt. In diesen frühen Folgen spricht noch Ulli Herzog, der (inzwischen verstorbene) Regisseur der Serie den Erzähler. Den anfangs unfreundlichen Nachbar Herr Müller spricht Otto Czarski, der ab da sehr häufig als Nebensprecher bei Bibi und Benjamin auftaucht, vor allem regelmäßig als Oberbrandrat Lichterloh. Allerdings spricht den Feuerwehrmann in dieser Folge Gerd Holtenau, bekannt bei Bibi und Tina als Mühlenhofbauer und bei Bibi und Benjamin regelmäßig als Polizeipräsident. Auch der verwirrte Polizist ist ein alter Hörspielbekannter, denn Manfred Schuster ist später mehrfach in Rollen wie Bibis Schuldirektor dabei. Hier ist seine Stimme gut verstellt, ein bisschen jünger, weicher und höher als schon in der zweiten Folge als Direktor, eben passend zu seiner Rolle als recht unerfahrener Polizist. Die energische, dunkle Stimme der Nachbarin Frau Fröhlich kennt man aus Rollen wie Bibis Tante Luisa in "Unverhofftes Wiedersehen" und als Friseurin in "Bibi darf nicht hexen". Schon in dieser ersten Folge ist also bereits der Kern der Stammsprechermannschaft beisammen. Zu bemängeln gibt es in der Folge sicherlich, dass eben der rote Faden fehlt. Es sind mehr einzelne, kleine Episoden, die aneinandergehängt werden statt eines besonderen Ereignisses, das in den Mittelpunkt gestellt wird, wie man es aus allen weiteren Folgen kennt. Ganz schön wäre auch eine ergänzende Information gewesen, warum die Blocksbergs überhaupt nach Neustadt gezogen sind und wo sie vorher gewohnt haben, das wird nie so ganz deutlich.

Fazit:

Eine humorvolle und lehrreiche Folge, die zudem durch gute Sprecher überzeugt. Da es die erste Bibi-Folge ist, besteht die Handlung vor allem aus der Vorstellung der Familie Blocksberg und dreht sich neben der Nachbarschaftsproblematik hauptsächlich um ihren Alltag.

Sprechernamen:

Bibi Blocksberg: S. Bonasewicz
Barbara Blocksberg: H. Bruckhaus
Bernhard Blocksberg: G. Weber
Boris Blocksberg: F. Schaff
Herr Müller: O. Czarski
Polizist: M. Schuster
Erzähler: U. Herzog

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