23. Juni 2012

Bibi Blocksberg - Der weiße Kakadu

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Inhalt:

Bibi und ihre beiden Hexenfreundinnen Schubia und Flauipaui haben wieder einmal Hexenunterricht bei der alten Mania. Als Hausaufgabe sollten sie komplizierte Hexsprüche lernen, doch sie können sie sich einfach nicht merken. Bei der Prüfung geht dann auch prompt alles schief. Wie üblich droht Mania den Junghexen damit, sie zur Strafe in Mäuse zu verwandeln - doch diesmal scheint sie es im Gegensatz zu sonst ernst damit zu meinen. Sie spricht einen Hexspruch, der die Mädchen verwandeln wird, wenn sie nicht am nächsten Tag fehlerfrei ihre Sprüche beherrschen.

Während Bibi und Schubia nach Hause dürfen, muss Flauipaui noch bei Mania nachsitzen. Aber auch jetzt ist sie noch so nervös, dass sie ihren Spruch nicht zusammenbringt. Vor lauter Ängstlichkeit hantiert sie mit ihrem Spiegel herum. Die wütende Mania will sie daraufhin in einen Kakadu verhexen. Durch ein Missgeschick spricht sie den Spruch jedoch in den Spiegel und wird selbst zum Kakadu! Flauipaui ist entsetzt, denn sie hat keine Ahnung, wie sie Mania wieder zurückhexen kann. Voller Angst fliegt sie davon.

Wenig später klopft der Kakadu bei Bibi ans Fenster. Die kleine Hexe ahnt natürlich nicht, wen sie da vor sich hat, und ist erst mal begeistert von dem sprechenden Vogel. Leider kann sich Mania nicht richtig verständlich machen, da sie nur nachplappern kann. Die Zeit drängt, denn wenn Mania nicht rechtzeitig den Mäusehexspruch zurücknimmt, werden sich Bibi und ihre Freundinnen verwandeln ...

Bewertung:


Eine Folge mit Bibis Hexenfreundinnen und der alten Mania verspricht naturgemäß besonders viele Hexereien. Daher kommen in dieser Geschichte vor allem diejenigen unter den Bibi-Fans zum Zuge, die sich mehr für die Hexenwelt als für den normalen Alltag der kleinen Hexe interessieren. Verbunden wird dieser Schwerpunkt mit wie üblich mit viel Humor und einer kleinen Lehre, die Kindern ans Herz gelegt wird.

Originelles Thema


Mania, Flauipaui, Schubia und die Hexenschule - das alles sind Bestandteile der neueren Bibi-Folgen, die man aus den Episoden der ersten fünfzehn Bibi-Jahre kaum oder gar nicht kennt. Der Nachteil dabei ist, dass vertraute Alltagspersonen aus Bibis Umfeld wie ihre Freundinnen Marita und Moni und in diesem Fall auch Karla Kolumna und der Bürgermeister nicht vorkommen. Der Vorteil liegt darin, dass man mit neuen Hexereien konfrontiert wird und die Folgen durch das unverbrauchte Terrain, die Hexenschule, etwas frischer und unvorhergesehener gestaltet sind. Besonders hervorzuheben ist dabei vor allem die alte Mania. Sie ist die wohl beste und erfahrenste lebende Hexe, und es sind stets komplizierte und ausgefallene Hexereien, in die sie verwickelt wird. Mania ist, seit sie von Tilly Lauenstein gesprochen wurde, eine wunderbar zwiespältige und charismatische Figur, die jeder Bibi-Folge eine besondere Würze verleiht. Niemand ist strenger und kritischer als Mania, niemand hat mehr bissige Bemerkungen parat, vor niemandem hat man mehr Respekt - aber niemand weiß auch mehr als sie, und kein Lob bedeutet mehr. Obwohl Bibi und ihre Freundinnen sich oft vor Mania fürchten und besonders Schubia sie als "alten Drache" bezeichnen, bewundern sie sie auch und wollen vor ihr gute Leistungen erbringen.

Mehrere Lehren


Gleich mehrere Lehren gibt dieses Hörspiel dabei den Kindern mit auf den Weg. Zum einen wird gezeigt, dass man weniger für die Schule, sondern mehr für das Leben lernt. Bibis Hexspruch, der einen Vogelweidenbauer herbeizaubern soll, scheint im ersten Moment reichlich überflüssig. Aber als ihr der verhexte Kakadu zufliegt, kann sie ihre Kenntnisse diesbezüglich plötzlich sehr gut gebrauchen. Jeder Schüler gibt sich mehr Mühe, wenn er weiß, dass das Gelernte nicht bloß graue Theorie ist, sondern sich im Alltag bewährt. Aber auch die Erwachsenen werden belehrt, indem gezeigt wird, wie hilfreich es ist, wenn der Lehrer seinen Schülern hin und wieder sagt, dass er stolz auf sie ist. Bibi und ihre Freundinnen hätten schließlich nicht solche Angst vor dem Unterricht gehabt, wenn sie bereits im Vorfeld gewusst hätten, dass Mania im Grunde sehr viel von ihrem Können hält. Ab und zu einmal ein deutliches Lob auszusprechen kann also Wunder bewirken. Zu guter Letzt plädiert das Hörspiel für Teamwork. Bibi, Flauipaui und Schubia setzen all ihr Wissen und ihre Hexenkräfte ein, um eine Lösung für ihre problematische Lage zu finden, anstatt zu verzweifeln - und gelangen damit zum Erfolg.

Humorvolle Umsetzung

Natürlich ist diese Folge auch wieder einmal mit viel Humor gestaltet. Für die allermeisten Kinder dürfte es eine willkommene Vorstellung sein, wie sich eine strenge Lehrerin, vor dem man sich sonst immer fürchtet, in einen Kakadu verwandelt. Daher kann vor allem Schubia es nicht unterlassen, Mania in ihrer Vogelgestalt ein wenig aufzuziehen - kein Wunder, man muss diese vorübergehende Hilflosigkeit nutzen. Dagegen eher unfreiwillig beleidigend wird Bibi, als sie anfangs verblüfft feststellt, dass der zugeflogene Vogel mit seinem krummen Schnabel große Ähnlichkeit mit Mania besitzt. Das ist vermutlich nicht sehr schmeichelhaft, denn wer sieht schon gerne wie ein Kakadu aus? Auch Mania als Vogel ist nett dargestellt, denn sie plappert immer Teile des soeben Gesagten hinterher, was auch Bibis herzhaftes Gähnen am frühen Morgen miteinschließt und nicht nur die kleine Hexe, sondern auch den Hörer zum Grinsen bringt.

Kleine Schwächen

Kleine Abzüge gibt es jedoch für die eher nervigen Charaktere von Schubia und Flauipaui. Schubia ist eine wilde Punkerhexe mit frechem Mundwerk. Bei ihren markigen Sprüchen wird leider arg übertrieben, sodass man von Schubias Art bald ebenso genervt ist wie die alte Mania. Im Grunde ist ihre Rolle ja ganz nett und ein interessanter Gegensatz, aber insgesamt zu penetrant. Beispielsweise nennt sie Bibi fast ausschließlich bei ihrem Nachnamen "Blocksberg" und die schüchterne Flauipaui aufgrund ihrer Blumenvorliebe "Blumenpott". Seit Schubia nicht mehr von S. Thiesler-Rumpf gesprochen wird, liegt der Fokus mehr denn je darauf, sie als extrem lässig darzustellen. Ganz anders, aber auf ihre Art auch nervtötend, ist Flauipaui, die ständig in den Spiegel schaut. Ein bisschen Eitelkeit ist in Ordnung, aber Flauipaui kämmt sich sogar während des Unterrichts ununterbrochen ihr Haare und beobachtet sich dabei; und das auch dann noch bzw erst recht, als Mania sie wütend anherrscht. Schubia und Flauipaui sind zwei Extreme, die das Hören etwas anstrengend machen. Dass Bibis Hexenfreundinnen mitspielen, ist zwar an sich keine schlechte Idee, aber die beiden Charaktere können nicht recht begeistern.

Darüber hinaus können leider falsche Erwartungen durch die offizielle Inhaltsangabe entstehen. Dort steht nämlich, dass Bibi ein Kakadu zufliegt und Bibi Hinweise entdeckt, dass es sich dabei um eine verwandelte Hexe handelt könnte. Tatsächlich erweckt das den Eindruck, dass man gemeinsam mit Bibi rätselt, wer sich hinter dem Vogel verbirgt. Aber in Wirklichkeit hört man direkt mit, wie Mania verhext wird, und weiß somit, im Gegensatz zu Bibi, von Anfang an darüber Bescheid, wer hier wen auf welche Art verhext hat. Das ist schade, denn noch spannender wäre das Hörspiel geworden, wenn man so wie Bibi nicht die ganze Zeit über gewusst hätte, dass Mania jener Vogel ist. Man hätte es so inszenieren können, dass auch eine ihrer Hexenfreundinnen in Frage gekommen wäre, und erst durch Flauipauis Geständnis oder einen anderen Hinweis wäre das Geheimnis gelüftet worden. So aber konzentriert sich die Spannungsfrage allein darauf, ob und wie es den Mädchen gelingt, Mania rechtzeitig wieder zurückzuverwandeln.

Unterm Schnitt solide Sprecherleistungen


Grundsätzlich machen wie fast immer bei Bibi Blocksberg alle Sprecher ihre Sache sehr gut. Hervorzuheben ist die inzwischen leider verstorbene Tilly Lauenstein, die mit ihrer sehr ausdrucksstarken Stimme der Hexe Mania viel Charisma verleiht. Melanie Hinze spricht die ängstliche Flauipaui mit viel Verzagtheit, sodass man sich die schüchterne Hexe gut vorstellen kann, und auch Schubia alias G. Al-Akel spricht ihren Part mit viel Engagement. Für ihre Dialoge können die Sprecherinnen der beiden Junghexen nichts, sodass man es ihnen nicht ankreiden kann, dass ihre Rollen auf Dauer etwas nervig wirken. Darüber hinaus ist es die vorletzte Folge mit Joachim Nottke als Erzähler, der kurz darauf verstarb.

Fazit:

Eine unterhaltsame und temporeiche Folge ohne Längen, die den kleinen Hörern zusätzlich mehrere nette Lehren mit auf den Weg gibt. Positiv ist vor allem die Rolle der alten Hexe Mania, schwächer dagegen die etwas nervigen Hexen Schubia und Flauipaui. Kein absolutes Highlight innerhalb der Serie, aber vergnüglich und kurzweilig anzuhören.

Sprechernamen:

Bibi Blocksberg: S. Bonasewicz
Barbara Blocksberg: H. Bruckhaus
Bernhard Blocksberg: G. Weber
Mania: T. Lauenstein
Schubia: G. Al-Akel
Flauipaui: M. Hinze (geb. Haggège)
Erzähler: J. Nottke

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