22. Juni 2012

Bibi Blocksberg darf nicht hexen

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Inhalt:

Bibi erhält von ihren Eltern eine der schlimmsten Standpauken ihres Lebens: Als sie aus Neugierde einen Überschall-Hexenspruch ausprobierte, sind zehn Fensterscheiben des Altenheimes zu Bruch gegangen. Bibi muss die Scheiben von ihrem Taschengeld ersetzen. Außerdem gibt es absolutes Hex- und Flugverbot für drei Wochen. Bibi ist entsetzt, doch diesmal lassen sich ihre Eltern nicht erweichen.

Geknickt schlendert Bibi mit ihrem Besen die Straße entlang. Dabei trifft sie auf ihre Freundin Moni, die sie als Aufmunterung zu einem Eis einlädt. Danach geht es Bibi schon viel besser. Als sie jedoch nach Hause gehen will, bemerkt sie, dass sie Kartoffelbrei verloren hat. Moni erinnert sich, dass Bibi ihn vor der Eisdiele abgestellt hat - aber da ist kein Besen mehr. Auch Herhexen geht nicht - schließlich hat Bibi Hexverbot! Zuhause wird alles nur noch schlimmer. Bibis Vater freut sich ganz offen darüber, dass Kartoffelbrei weg ist. Er hofft, dass die Blocksbergs damit endlich mehr wie eine normale Familie leben können. Barbara dagegen kann Bibis Kummer zwar verstehen, aber sie weigert sich dennoch, den Besen wieder herbeizuhexen.

Bibi ist verzweifelt und denkt nur noch an Kartoffelbrei. Barbara kann es irgendwann nicht mehr mitansehen und setzt eine Suchanzeige in der Zeitung auf. Zwar melden sich alle möglichen Leute, die ihren Besen verkaufen wollen, doch Kartoffelbrei ist nicht darunter. Karla Kolumna gibt ihnen den Tipp, im Fundbüro nachzufragen - und dort erfahren Bibi und Barbara, dass der Besen gerade bei einer Versteigerung angeboten wird. Barbara tut alles, um Kartoffelbrei zu ersteigern, doch ihr Geld reicht nicht. Stattdessen gewinnt ausgerechnet die Friseurmeisterin Frau Schnipp, der Bibi mal die Schaufensterscheiben zerdeppert hat ...

Bewertung:

Kurz vorweg in eigener Sache: In den achtziger Jahren bekam ich diese Folge von meinen Eltern geschenkt. Meine Mutter, die vom "Pling-pling"-Hexgeräusch immer ein wenig genervt war, hoffte damals, dass in dieser Folge überhaupt nicht gehext würde. Nun, wie man bereits ahnt, lag sie damit trotz des Titels weit daneben ...

Lehren für kleine Hörer

Gehext wird tatsächlich jede Menge - und die meiste Zeit über stellt Bibi damit Unsinn an. Hier erlebt sie einen ihrer schwärzesten Tage, an denen alles schiefgeht - und an denen ihr ihre Hexenkraft nichts mehr nutzt. Das erfahren die kleinen Hörer aus dieser Folge, in der Bibi mal ausnahmsweise in ernste Schwierigkeiten gerät. Die meisten Kinder werden sich in Bibi gut wiederfinden können: Fast jeder hat schon mal aus lauter Übermut etwas angestellt und ist dafür von den Eltern bestraft worden. Das bedeutet meist Stubenarrest, Taschengeldentzug oder Fernsehverbot. Bei Bibi ist es natürlich das Hexverbot, das am schlimmsten wiegt. Und als wäre das alleine nicht schon schwer genug zu ertragen, verliert sie auch noch ihren geliebten Besen. Es ist schön, dass "Kartoffelbrei", wie sie ihren "geliebten Wuschel" nennt, hier mal mehr ist als nur Bibis Fluggerät. Vielmehr spürt man in dieser Folge, dass er für Bibi wie eine lebendige Person oder wie ein Haustier ist. Barbara Blocksberg versucht Bibi eine Freude zu machen, indem sie ihr anbietet, ihr in drei Jahren einen funkelnagelneuen Erwachsenen-Hexenbesen zu kaufen. Doch den will Bibi nicht, sie will nur ihren Besen, für den es keinen Ersatz gibt.

Die kleinen Hörer lernen aber noch mehr: Am Ende verliert Bibi die Nerven und verhext aus lauter Wut und Rache den Friseursalon von Frau Schnipp in ein einziges Chaos. Auch Frau Schnipp ist zuvor von Rachegedanken getrieben, als sie den Besen ersteigert und Bibi genüsslich ankündigt, ihn im Ofen zu verheizen. Sowohl Bibi als auch Frau Schnipp reagieren aus Wut und richten damit nur noch größeren Schaden an. Kinder bekommen auf hier auf spielerische Weise vermittelt, dass man nicht im Affekt handeln, sondern sich lieber mit Worten einigen soll - und dass es das Beste ist, seine Fehler zu gestehen, anstatt darauf zu warten, bis sie auf andere Art herauskommen.

Humor trotz Dramatik

Trotz oder auch gerade wegen der dramatischen Ereignisse geht es in diesem Hörspiel mal wieder humorvoll zu. Dafür sorgt wie so oft vor allem Karla Kolumna, die scheinbar in jeder Lage noch zu Scherzen aufgelegt ist. Darunter muss vor allem Bernhard Blocksberg leiden, der gerade Urlaub hat und der überraschend zu Besuch gekommenen Karla im Schlafanzug gegenübersteht. Peinlich berührt will er sich abwenden, doch Karla kontert gut gelaunt: "Keine falsche Scham, Herr Blocksberg, Männer in Schlafanzügen sehen alle gleichermaßen bescheuert aus."

Eine andere witzige Szene ist die Versteigerung. Bevor Kartoffelbrei an der Reihe ist, kommt unter anderem ein Gebiss unter den Hammer. "Elegante Passform", preist der Auktionator die dritten Zähne an. Kartoffelbrei dagegen bezeichnet er zunächst abfällig als "alten, gebrauchten Besen". Nachdem sich Frau Schnipp und die Blocksbergs ein packendes Duell um ihn geliefert hatten, ändert er seine Meinung und überreicht ihn nunmehr als "Prachtstück".

Für die regelmäßigen Hörer gibt es eine nette Insider-Anspielung in Frau Schnipps Friseursalon, als sich eine Kundin beschwert, dass die Wickler zwicken. "Wer schön sein will muss leiden, nicht wahr, Frau Buschenhagen", lacht Frau Schnipp - und Jutta Buschenhagen ist niemand anderes als die Produzentin der Serie.

Kleine Schwächen

Ein bisschen merkwürdig ist die Reaktion von Mutter Blocksberg, als Kartoffelbrei verschwunden ist. Karla Kolumna fragt arglos, warum sie ihn denn nicht herhext, woraufhin Barbara scharf antwortet, dass das nicht in Frage käme. "Verstößt sicher gegen die Hexenehre", mutmaßt der Erzähler, aber eine richtige Begründung ist das nicht. Natürlich war Bibi etwas zu nachlässig, indem sie ihn vor der Eisdiele hat stehen lassen. Aber andererseits ist die kleine Hexe mit ihrem Hexverbot, dem Taschengeldentzug und der Angst um den Besen doch schon genug gestraft. Für den Verlauf der Story wäre es auch nicht nötig gewesen, dass Barbara sich so ablehnend verhält - schließlich herrscht ohnehin generell die Regel vor, dass Hexen etwas nur dann herbeihexen können, wenn sie wissen, wo es sich befindet.

Es irritiert auch ein wenig, dass der Hörer Frau Schnipp vor der Versteigerung nicht kennt und erst rückblickend erfährt, dass Bibi ihr mal die Scheiben zerstört hat. Runder wäre die Geschichte, wenn Bibis Überschall-Hexenspruch vom Beginn der Episode, der überhaupt erst der Auslöser für das Hexverbot war, mit Frau Schnipp zusammengehangen hätte und nicht mit dem Altenheim. So wüsste der Hörer sofort bei Frau Schnipps Anwesenheit auf der Versteigerung, dass sie die Chance zur Rache nutzen wird. Außerdem ist es seltsam, dass Bibi am Ende in der Lage ist, dauerhafte Einrichtungsgegenstände zu hexen, denn aus anderen Folgen kennt man es teilweise so, dass feste Gegenstände nur ein paar Tage halten, wenn sie gehext werden, etwa in "Bibi reißt aus".

Gute Sprecher

Dazu tragen natürlich auch wieder einmal die hervorragenden Sprecher bei. Frau Schnipps Stimme besitzt anfangs einen sehr energischen Tonfall, der perfekt zu ihrem zunächst unfreundlichen Gehabe passt. Das ist nicht verwunderlich, denn die Sprecherin Sigrid Lagemann kennt man aus ähnlichen Rollen. Auch als Tante Luisa in "Unverhofftes Wiedersehen" tritt sie anfangs sehr streng auf, ebenso als Nachbarin Frau Fröhlich in der ersten Bibi-Folge "Hexen gibt es doch." Den Versteigerer Manfred Schuster erkennt man ebenfalls aus zahlreichen Nebenrollen wieder, sei es bei Bibi - etwa als Schulleiter - als auch bei Benjamin Blümchen.

Fazit:

Lehrreiches Hörspiel, das sich kindgerecht mit Themen wie Streit und Rache befasst. Trotz des ernsten Oberthemas sorgen spritzige Dialoge für Auflockerung und amüsante Unterhaltung. Ideal geeignet für Kindergarten- und Grundschulkinder.

Sprechernamen:

Bibi Blocksberg: S. Bonasewicz
Barbara Blocksberg: H. Bruckhaus
Bernhard Blocksberg: G. Weber
Moni: N. Rybakowski
Karla Kolumna: G. Fritsch
Frau Schnipp: S. Lagemann
Versteigerer: M. Schuster
Erzähler: J. Nottke

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