15. Juni 2012

Benjamin Blümchen als Filmstar

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Inhalt:

Benjamin und Otto machen einen Spaziergang durch die Stadt. Dabei wird Benjamin von einem fremden Mann angesprochen, der völlig begeistert von ihm ist. Der Mann heißt Herr von Graf und arbeitet als Filmregisseur. Er hält Benjamin für die ideale Besetzung seines geplanten Horrorfilms und verspricht, einen Star aus ihm zu machen. Benjamin ist zunächst verwirrt. Er kennt sich mit dem Drehen von Filmen nicht aus und möchte gar nicht als Schauspieler arbeiten. Aber Otto überzeugt ihn, dass er das Geld gut gebrauchen kann, um anderen Menschen zu helfen. Benjamin willigt ein.

Geplant ist ein Horrorfilm, bei dem Benjamin, furchterregend geschminkt, über eine Stadt herfällt und die Häuser zertrampelt. Zum Schluss soll er ein kleines Mädchen auffressen. Anfangs sind die Dreharbeiten für Benjamin sehr ungewohnt und kompliziert. Er muss viele neue Begriffe lernen und bringt den Regisseur mitunter zur Verzweiflung. Doch mit der Zeit lernt er dazu, und das Ende des Films rückt immer näher.

Aber Benjamin fühlt sich nicht mehr wohl in seiner Rolle. Er möchte keinen Horror-Elefanten spielen, schließlich ist er bekannt als der liebste Elefant der Welt. Der Regisseur erklärt ihm zwar, dass alle Menschen wissen werden, dass es nur ein Film ist und er bloß eine Rolle spielt, doch Benjamin wird immer unsicherer. Allerdings hat er einen Vertrag abgeschlossen und kann sich aus dem Film nicht mehr zurückziehen ...

Bewertung:

Bei den vielen Berufen, die Benjamin im Laufe der Hörspielreihe ausprobiert, bleibt es nicht aus, dass er sich irgendwann auch mal als Schauspieler versucht.

Wichtige Lehren kindgerecht vermittelt


Kleine Hörer bekommen dabei gleich mehrere Arten von Lehren mit auf den Weg. Zum einen erfahren sie hier, dass Schauspielern ein anstrengender Job ist und nicht bloß aus Spaß und Glamour besteht, wie sich das Kinder oft vorstellen. Benjamin jedenfalls hat nicht viel Freude an seiner Arbeit. Er findet es zwar ganz lustig, wenn die Maskenbildnerin ihn schminkt, aber sonst ist es eher stressig und aufreibend. Es gibt zahlreiche neue Begriffe zu lernen ... ein "Set", "Kamera läuft", "der Ton ist abgefahren" und "Klappe" sind Ausdrücke, mit denen er zunächst nicht viel anfangen kann. Abends ist er todmüde, und seine Beine schmerzen so sehr, dass er nur noch seine Ruhe und Entspannung will.
Der Beruf eines Regisseurs wird erklärt, man erfährt die Bedeutung des Wortes "Manager", und am Ende des Hörspiels besitzen Kinder einen kleinen, überschaubaren Einblick in den Ablauf von Dreharbeiten. Noch wichtiger ist allerdings die Moral, dass man sich nicht gegen seinen Willen verstellen soll. Benjamin ist nun mal absolut nicht als Horror-Figur geeignet, auch wenn Herr von Graf in ihm wegen seiner Größe und seiner riesigen Stoßzähne das perfekte Monster sieht. Auch wenn es nur ein Film ist und jeder weiß, dass Benjamin bloß schauspielert, will er auf keinen Fall als gruseliges Ungeheuer auftreten, das Häuser zertrampelt und kleine Kinder frisst. Je länger die Dreharbeiten dauern, desto unglücklicher fühlt sich Benjamin mit der Rolle, die ihm im Film zugedacht ist. Ihm ist klar, dass er nicht damit leben kann, auf diese Weise dort aufzutreten, und denkt sich mit Otto eine Alternative aus, die dem Horrorfilm seinen Horror nimmt. Die Gage für seinen Filmauftritt verwendet Benjamin natürlich nicht für sich selbst. Uneigennützig wie er ist, plant er stattdessen den Bau eines Kinderheims, um arme Kinder glücklich zu machen.
Unterhaltung durch viel Humor

Die Geschichte ist lehrreich, aber zugleich auch sehr witzig gestaltet. Das liegt vor allem an der Figur des Regisseurs Herrn von Graf, der von Beginn an wie eine Karikatur eines Künstlers erscheint. Schon bei der ersten Begegnung mit Benjamin überschüttet er seinen künftigen Star mit Komplimenten, noch ehe sie sich überhaupt miteinander bekannt gemacht haben. "Sie sind es, perfekt, perfekt ... absolute Spitze ...", stammelt er fasziniert, als er Benjamin auf der Straße sieht. Benjamin ist völlig verstört über diese Reaktion und fragt vorsichtig, ob er sicher sei, dass er ihn nicht verwechselt. Aber Herr von Graf schwärmt in den höchsten Tönen weiter: "Hat Ihnen noch keiner gesagt, wie dramatisch der Schwung Ihres Rüssels ist? Wie ungemein ausdrucksstark Ihre Augen sind? Diese Grazie Ihrer Bewegungen ...!" Dabei gerät er so in Verzückung, dass er wild an Benjamins Rüssel zerrt, zum Leidwesen des Elefanten. Als Otto diese Lobeshymnen über seinen Freund hört, bekommt er einen Lachanfall, den man als Hörer nur teilen mag - es passiert schließlich nicht oft, dass der plumpe Benjamin mit solchen Bezeichnungen überhäuft wird ... Herr von Graf verpasst Benjamin direkt seinen Künstlernamen: "Benji Blüm - der Horrorelefant", nennt er seinen neuen Star, der allerdings sehr viel weniger begeistert von dieser Bezeichnung ist. Den cleveren Otto, der für seinen etwas naiven Freund die besten Konditionen aushandelt, nennt der Regisseur den "jungen Herrn Manager", in einem etwas abfälligen Ton, denn es passt ihm gar nicht, dass Otto sich so genau in die Geschäfte einmischt.
Die rasende Reporterin Karla Kolumna tritt zwar leider erst spät auf, ist dabei aber witzig wie gewohnt, wenn sie von Benjamin im unpassendsten Moment ein Interview haben möchte. Für den genervten Regisseur ist sie eine "Schreckschraube" - kein Wunder, denn sie möchte am liebsten pikante Details über das Verhältnis zwischen Benjamin und ihm erfahren. "Wenn Sie immer so unfreundlich sind, kann ich nicht garantieren, dass ich nett über Sie schreibe", giftet sie zurück, als sie mal wieder des Drehorts verwiesen wird. Auf makabere Weise lustig ist Benjamins Reaktion, als der Regisseur ihn mit einem Whiskey aufmuntern will und Benjamin entsetzt ablehnt und die Geschichte seines alkoholkranken Onkels zu erzählen beginnt, die Herr von Graf eilig abwürgt - schade, denn wie ein Elefant zum Alkoholiker wird, wäre sicher interessant zu erfahren ...
Mankos trotz Spannung


Die Handlung ist nicht so dramatisch wie andere Folgen, schließlich geht es nur um einen Film, aber es ist doch eine gewisse Spannung vorhanden. Recht bald ist klar, dass Benjamin nicht sonderlich glücklich mit seiner Rolle als Horrorfigur ist. Gut gelöst wird die Aufhebung der Präsentation von seiner und Ottos Idee bis zum Schluss. Man erfährt zwar, dass die beiden eine tolle Idee haben, wie sie allen Zuschauern zeigen können, dass Benjamin kein Horror-Elefant ist, doch was sie genau planen, hört man nicht, da sie miteinander flüstern. Auch der Erzähler kann sie nicht verstehen und ist ein wenig verärgert darüber. Erst bei der Aufzeichnung der letzten Szene erfährt man live, was sich die beiden ausgedacht haben. Auch danach ist die Spannung noch nicht restlos aufgebraucht, denn nun bleibt noch abzuwarten, wie die Zuschauer bei der Premiere auf den Film und vor allem auf das originelle Ende reagieren.

Bei allen positiven Erwähnungen gibt es auch ein paar kleine Mankos, die den Gesamteindruck etwas schmälern.

Da ist zunächst einmal die Tatsache, dass das Hörspiel phasenweise etwas zu unheimlich für die ganz kleinen Hörer geraten ist. In manchen Szenen brüllt Benjamin in seiner Grusel-Rolle nämlich tatsächlich wie ein Ungeheuer, sodass einem Vorschulkind schon ein bisschen mulmig dabei werden kann - auch wenn sich natürlich alles als harmlos entpuppt. Schade ist zudem, dass in dieser Folge sowohl Tierwärter Karl als auch Herr Tierlieb nicht mitspielen. Ein wenig unlogisch ist auch Benjamins Bemerkung zu Otto, er brauche das Geld für die Filmrolle gar nicht. Dabei geht es sonst in vielen Episoden darum, dass der Zoo in Geldsorgen steckt. In Folgen wie "Benjamin als Butler" sucht sich Benjamin sogar extra eine Arbeit, um etwas für dringend notwendige Reparaturarbeiten zu verdienen. Da erscheint es sehr seltsam, dass er er ausgerechnet jetzt, wo er viel Geld erhalten kann, gar keinen Bedarf verspürt.

Auch die Moral ist nicht ganz einwandfrei: Benjamin sträubt sich nämlich nicht nur gegen den Horrorfilm, weil er selbst keine Horrorgestalt sein will, sondern er sagt auch, dass es nicht recht sei, andere Menschen zu gruseln. Dabei scheint er aber zu vergessen, dass Herr von Graf ihm zuvor erklärt hat, dass sich die Menschen im Kino freiwillig gruseln und genau wissen, dass alles nur geschauspielert ist - und ebenso, am Rande gesagt, dass Benjamin selbst mal ganz gerne eine Geisterbahn besucht ("Benjamin auf dem Rummel"). Die Folge stellt Horrorfilme damit in ein unnötig schlechtes Licht.

Gute Sprecherwahl


Als restlos gelungen muss man die Wahl von Stefan Behrens als Regisseur Herr von Graf bezeichnen. Er wurde vor allem als Schauspieler in Serien wie "Tatort", "Praxis Bülowbogen", "Der Kommissar" und "Derrick " bekannt. Den Regisseur Herrn von Graf spricht er mit hektischer Stimme, sodass der enthusiastische, leidenschaftliche und temperamentvolle Charakter des verschrobenen Künstlers sehr glaubwürdig transportiert wird. Gisela Fritsch verleiht ihrer Karla Kolumna wie üblich eine Stimme mit rekordähnlicher Geschwindigkeit, der Regisseur der Serie, Ulli Herzog, tritt in einer Nebenrolle als Kameramann auf. Auch die Stimme der Maskenbildnerin ist bekannt, ihre Sprecherin Christine Schnell-Neu spielt in zahlreichen Benjamin Blümchen- und Bibi-Folgen mit, meist in der Rolle einer Passantin oder einer Mutter mit Kind. Das Mädchen "Ännchen" alias Natascha Rybarkowski dürfte auch vielen Stammhörern bekannt sein, gehört sie doch als Moni in den festen Freundeskreis von Bibi Blocksberg.

Fazit:


Eine unterhaltsame und sehr humorvolle Folge, die sich um Benjamins Filmkarriere dreht. Kindern lernen vor allem, dass man sich nicht anderen zuliebe verstellen, sondern zu seinem Charakter stehen soll. Auch die Sprecherrollen sind hervorragend besetzt. Negativ ist nur das Fehlen von Herrn Tierlieb und Wärter Karl sowie die übertriebene Kritik an Horrorfilmen.

Sprechernamen:


Benjamin Blümchen: E. Ott
Otto: F. Schaff-Langhans
Regisseur: S. Behrens
Karla Kolumna: G. Fritsch
Erzähler: J. Nottke

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