30. Juni 2012

Benjamin Blümchen als Briefträger

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Inhalt:

Benjamin und Otto liegen im Zoo in der Sonne. Benjamin langweilt sich allerdings sehr und will unbedingt Abwechslung haben. Mitten in ihre Überlegungen, was er tun könnte, kommt der Briefträger vorbei. Als er erwähnt, dass ihm nie langweilig ist, merkt Benjamin auf. Der Briefträger erzählt ein bisschen von seinen Erlebnissen mit den Leuten, und Benjamin ist sehr interessiert. Da schlägt der Briefträger vor, dass Benjamin es selbst in diesem Beruf probieren sollte. Gerade jetzt in der Urlaubszeit wird nämlich eine Aushilfe gesucht.

Schon am nächsten Tag bewirbt sich Benjamin bei der Oberpostdirektion und wird eingestellt. Er erhält eine schöne Uniform und ein elefantengerechtes Fahrrad. Zunächst lernt er, die Briefe nach den Straßen zu sortieren, und dann geht es los. Die Leute sind teilweise unfreundlich, manche wie die einsame Frau Apfelberger aber dafür umso netter.

Benjamin erfährt, dass Frau Apfelberger nie Briefe bekommt. Das macht ihn traurig und nachdenklich. Andere Leute wie Dr. Pichel werden dagegen mit Post überschüttet, die sie nervt. Benjamin beschließt, die Briefe etwas gerechter aufzuteilen - und denkt gar nicht an die Folgen. Aber den alten einsamen Menschen muss doch irgendwie geholfen werden ...

Bewertung:

Es gibt kaum einen Beruf, den Benjamin ausschlägt, und so ist er auch mit Begeisterung dabei, als ihm vorgeschlagen wird, als Briefträger zu arbeiten. Die Handlung ist für Kinder überwiegend lehrreich und sehr unterhaltsam. Zum einen erfährt man ein bisschen was über den Alltag eines Postboten: Benjamin fährt nicht direkt die Briefe austragen, sondern muss sie erst für sein Gebiet ordentlich sortieren. Das ist anfangs ganz schön mühselig, und offenbar hat er an diese Arbeit zuvor gar nicht gedacht. Beim Austragen bekommt er es mit den unterschiedlichsten Leuten zu tun. Manche warten sehnsüchtig auf Post, andere sind kurz angebunden und ärgern sich über Rechnungen, andere muss er enttäuschen, weil für sie nichts dabei ist. Benjamin sieht wie immer seine Hauptaufgabe darin, die Menschen glücklich zu machen. Naiverweise teilt er daher die Briefe so zu, wie es ihm besser zu passen scheint, und verletzt dabei prompt das Briefgeheimnis. Letztlich aber findet er dennoch eine viel bessere Lösung, wie die alten Leute weniger einsam sind. Die Geschichte plädiert dafür, sich um seine Mitmenschen zu kümmern, gerade auch bei den Nachbarn mal zu schauen, ob da vielleicht jemand alleinstehend ist und Gesellschaft gebrauchen könnte. Nebenbei macht die Folge Lust auf eine Brieffreundschaft, in der man sich täglich von seinem Alltag erzählt.

Lustig geht es auch immer wieder zu, vor allem dank Benjamins ausgeprägter Begriffsstutzigkeit. Als sein Vorgesetzter genervt mit "Ich will ja nicht sagen, dass Sie blöd sind ..." anfängt, strahlt Benjamin und freut sich über diese scheinbar liebe Aussage. Goldig ist auch sein Vorschlag an Frau Apfelberger, einfach der medizinischen Firma vom Werbeprospekt einen Antwortbrief zu schreiben - und zwar, dass sie kein Blutdruckmesser braucht, weil sie ja schon ein Küchenmesser habe. Die Sprecher sind grundsätzlich sehr gut besetzt, wobei es irritiert, dass der Briefträger von Till Hagen gesprochen wird - der ja auch der Stammsprecher von Wärter Karl ist. Karl taucht dementsprechend in dieser Episode nicht auf, aber in früheren Folgen war er schon oft dabei, sodass Kinder dadurch zunächst verwirrt werden könnten. Etwas gewöhnungsbedürftig ist Frau Apfelbergers alias Maria Krasnas leicht leiernder Tonfall, der allerdings gut zu der offenbar ziemlich alten Frau passt. Maria Krasna war auch die erste Stimme der Althexe Mania in "Auf dem Hexenberg", wo sie deutlich unsympathischer klang als hier.

Kleine Schwächen gibt es allerdings doch: Nervig ist Benjamins Unverständnis, warum das Briefgeheimnis wichtig ist. Otto versucht es ihm begreiflich zu machen, dass die meisten Leute nicht wollen, dass ihr Brief jemand anderen erreicht als den Empfänger. Aber Benjamin versteht das nicht, seiner Meinung nach darf jeder alles wissen, und er hält nichts von Geheimniskrämerei. Das passt eigentlich nicht zu Benjamin, der in anderen Folgen ja durchaus auch mal Dinge hat, die er nur Otto anvertraut. Ein kleiner Logikfehler besteht darin, dass Benjamin keine Ahnung hat, was ein Gerichtsvollzieher mit "Kuckucks" meint und die kleinen aufgeklebten Vögelchen niedlich findet - dabei ging es in der zweiten Folge "Benjamin rettet den Zoo" gerade sehr um dieses Thema, als dem Zoo drohte, gepfändet zu werden. Für eine Berufefolge verläuft zudem Benjamins Einstellung ungewöhnlich schnell. In wenigen Sätzen gibt der Erzähler wieder, dass Benjamin sich bewirbt, eingestellt wird und eine Uniform bekommt - selbst erlebt man das gar nicht mit. In anderen Folgen wie z.B. "Benjamin als Feuerwehrmann" wird Benjamins Vorstellung ausführlich thematisiert, und das wäre auch hier sicherlich interessant gewesen.

Fazit:

Eine grundsätzlich gelungene Folge, die zwei schöne kindgerechte Lehren vermittelt, witzig ist und gute Sprecher hat. Allerdings gibt es auch kleine Schwächen, vor allem Benjamins Uneinsichtigkeit stört. Trotzdem ist der Gesamteindruck unterm Strich positiv, und es ist eine unterhaltsame Folge.

Sprechernamen:

Benjamin Blümchen - Edgar Ott
Otto - Frank Schaff-Langhans
Briefträger - Till Hagen
Frau Apfelberger - Maria Krasna
Herr Überbein - Buddy Elias
1. Frau - Lola Luigi
2. Frau - Eva-Maria Werth
Dr. Pichel - Otto Czarski
Mann - Gerd Holtenau
Erzähler - Joachim Nottke

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